BNN Artikel vom 30.11.2019 zum Klimastreik vom 29.11.2019
BNN 30.11.2019
Fridays for Future: Über
5 000 Demonstranten ziehen für einen besseren Klimaschutz friedlich durch die
Innenstadt
Von unserem Redaktionsmitglied Ekart Kinkel
Eine Dreiviertelstunde nach Beginn der Kundgebung setzt sich der Marsch in
Bewegung. Und erst nach einer weiteren Viertelstunde sind die letzten der über
5 000 Teilnehmer vom Schlossplatz in die Waldhornstraße eingebogen. Etwa einen
Kilometer lang ist der Protest-Zug, der sich ab 13 Uhr durch die Innenstadt
schlängelt und über Kriegsstraße, Herrenstraße und Zirkel zurück zum
Abschlusskonzert auf den Schlossplatz zieht. Dabei fordern die Teilnehmer immer
wieder lautstark den sofortigen Kohlestopp und recken Plakate mit kreativen
Aufschriften wie „Wir sind jung und brauchen die Welt“ in die Höhe. Gegen die
Kälte helfen spontane Hüpfeinlagen, gegen den Nieselregen Regenschirme und
Funktionskleidung.
„Das Wetter ist vielleicht mies. Aber das Klima ist mittlerweile schon
beschissen“, bringt Jonas Labonte vom Organisationsteam der Karlsruher
Fridays-for-Future-Bewegung die Stimmung bei der Kundgebung auf den Punkt. Den
Demonstranten ist es ernst, dass wird bei Labontes klarer Ansprache schnell
deutlich. „Wir müssen weg vom motorisierten Individualverkehr mit immer
größeren Fahrzeugen und hin zu einem Ausbau des Schienennahverkehrs und
fahrradfreundlichen Städten“, betont Labonte. Der Klimawandel könne schließlich
nur durch ein schnelles Umsetzen von Energie-, Agrar-, und Verkehrswende
gestoppt werden.
„Es ist unsere Zukunft, die da auf dem Spiel steht“, sagt Demo-Sprecherin
Ulla Scheler. In Karlsruhe habe die Stadtverwaltung mit einem
Bürgerbeteiligungsverfahren für die Fortschreibung des Klimakonzepts zumindest
ein Zeichen gesetzt. In Berlin seien die Forderungen der Bewegung dagegen
offenbar noch nicht angekommen und deshalb werde man den Druck weiter erhöhen.
Bei ihren Demonstrationen können die Fridays-for-Future-Aktivisten in der
Fächerstadt künftig auf das Karlsruher Klimabündnis zählen. Wenige Tage vor dem
vierten globalen Klimastreik wurde das Bündnis zur Unterstützung der
Freitagsdemonstrationen von 29 Gruppen und Organisationen aus der Taufe
gehoben. „Nur wenn wir alle gemeinsam auf die Straße gehen, können wir die
Politik künftig zum Umdenken bewegen“, nennt der Karlsruher DGB-Vorsitzende
Dieter Bürk den Grund für die Bündnis-Gründung. An diesem Samstag organisiert
zudem die Elterninitiative Parents for Future von 12 bis 16 Uhr auf dem
Ludwigsplatz eine Mahnwache gegen das Karlsruher Klimaschutzkonzept.
Beistand erhält Fridays for Future auch von den Wissenschaftlern der
Vereinigung Scientists for Future. „Dass Klimaschutzpaket der Bundesregierung
reicht bei Weitem nicht aus“, sagt Meteorologe Peter Knippertz vom Karlsruher
Institut für Technologie auf dem Schlossplatz. Deshalb müssten Maßnahmen zum
Erreichen der internationalen Klimaziele gemeinsam mit den Forschern entwickelt
und umgesetzt werden. Fast 27 000 Wissenschaftler haben die Stellungnahme der
Scientists for Future unterzeichnet. Diese wollen künftig auch gezielt gegen
Falschinformationen und die Relativierung des Klimawandels vorgehen.
MIT PLAKATEN UND PAROLEN machten die Teilnehmer der Fridays-for-Future-Demonstration am Freitag auf dem Schlossplatz ihrem Unmut gegen die Klimapolitik der Bundesregierung Luft. Die Demonstration war Teil des vierten globalen Klimastreiks der internationalen Jugendbewegung. Fotos: jodo
EIN LANGER PROTESTZUG mit mehr als 5 000 Menschen zog bei wechselhaftem Wetter durch die Innenstadt.