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Mittwoch, 19. Mai 2021

Grüne fordern mehr Abstellflächen für Räder statt Autos BNN vom 19.05.2021

 Grüne fordern mehr Abstellflächen für Räder statt Autos

BNN vom 19.05.2021

Umwandlung von bis zu zehn Prozent der Parkplätze in Citynähe vorgeschlagen / Parkraumkonzept ist in Entwicklung

Von unserem Redaktionsmitglied 

Pascal Schütt

An der Wand: In vielen citynahen Quartieren stehen wie hier in der Jollystraße zahlreiche Fahrräder auf dem Gehweg neben den Gebäuden. Die Grünen haben beantragt, für sie Parkplätze in Rad-Stellplätze umzuwandeln. Foto: Jörg Donecker

Die Grüne-Fraktion im Gemeinderat schlägt vor, in innerstädtischen Wohngebieten fünf bis zehn Prozent der Pkw-Parkplätze bis Ende 2023 in Stellflächen für Fahrräder umzuwandeln. Über einen entsprechenden Antrag hat das Stadtparlament am Dienstagabend beraten. Abgestimmt wurde nicht, da sich derzeit ohnehin mehrere städtische Projekte mit dem Parkraum in der Stadt beschäftigen. Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) führte aus, es müsse in einzelnen Quartieren individuelle Lösungen geben. Die Ausgangslage sei sehr unterschiedlich.


Eigentlich 

geht es wieder gegen 

die Pkw-Fahrer.

Tilman Pfannkuch 

 

Fraktionsvorsitzender CDU

Es muss 

ein sehr großer Sprung gemacht werden.

Aljoscha Löffler 

Fraktionsvorsitzender Grüne


Auf einen Pkw-Parkplatz passen etwa acht Fahrräder, rechnen die Grünen vor. In vielen citynahen Stadtteilen gebe es einen Mangel an Abstellmöglichkeiten, daher stünden viele Zweiräder auf den Gehwegen, wo es deshalb häufig eng wird. Durch „Umverteilung von wenig Fläche im öffentlichen Raum“ lasse sich ein deutlicher Schritt zur Radverkehrsförderung machen, heißt es in dem Antrag der Grünen.

Das Stadtplanungsamt hat bereits an vielen Stellen neue Fahrradständer aufgestellt, zuletzt waren es etwa 500 pro Jahr. Teilweise hat man im Rathaus dafür auch Parkplätze im Visier. Dennoch brauche es in Sachen Parkraum ein gesamtstädtisches Konzept, schreibt die Verwaltung. Das selbe Argument hatte sie schon in der vergangenen Sitzung beim ebenfalls von den Grünen gestellten Antrag zur deutlichen Erhöhung von Parkgebühren für das Anwohnerparken gewählt. Die Planung des Parkraums müsse langfristig erfolgen, heißt es aus dem Rathaus. 2021 sei nicht mit einem Konzept zu rechnen. Solche Maßnahmen seien „grundsätzlich konfliktbehaftet“. Belastbare Zahlen zum tatsächlichen Bedarf ließen sich durch die Pandemie derzeit nicht erheben. Aktuell denke man über eine Quote für Fahrradparkplätze nach. Das könne durchaus ein Ansatz sein, sagte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Aljoscha Löffler. Die bisherigen Aktivitäten habe man wahrgenommen. „Aber wir sind der Auffassung, dass ein sehr großer Sprung gemacht werden muss.“ Fast wortgleich äußerte sich auch Mathilde Göttel (Linke). Es gebe massiven Handlungsbedarf, sagte Löffler. Aufs Tempo drücken die Grünen aber vor allem mit dem Verweis auf ein Förderprogramm des Landes, das einen Zuschuss von 90 Prozent ermögliche, wenn Maßnahmen bis Ende 2023 abgeschlossen seien.

Trotz grundsätzlicher Zustimmung für die Idee tritt die SPD hingegen auf die Bremse. „Die Bevölkerung muss bei einem solchen Thema mitgenommen werden. Das geht nicht auf Knopfdruck“, sagte Stadtrat Michael Zeh. Friedemann Kalmbach (Für Karlsruhe) attestierte den Grünen, den „falschen Zeitpunkt“ für den Antrag gewählt zu haben. Es seien schließlich ohnehin Projekte in der Entstehung. Er regte an, Radbesitzer eher bei den Möglichkeiten der Abstellung im eigenen Hof zu unterstützen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Tilman Pfannkuch vermutete hinter dem Grünen-Vorstoß eine andere Motivation. Die Problematik für Radfahrer sehe er bei weitem nicht so hochrangig. „Eigentlich geht es wieder gegen die Pkw-Fahrer“, so Pfannkuch. Denen wolle man das Leben schwer machen. Martialischer drückte sich AfD-Stadtrat Oliver Schnell aus: „Das ist eine weitere Front im Krieg gegen das Auto.“

Auch die FDP konnte dem Antrag nicht viel abgewinnen. Einen Stellplatz für ein Fahrrad müsse man nie lange suchen, ist sich Karl-Heinz Jooß sicher. Schaffe man nun zusätzliche Plätze, müssten aus seiner Sicht auch „die Radfahrer ihren Obolus abgeben“. Es könne nicht sein, dass die Autofahrer all dies subventionierten, sagte Jooß


Dienstag, 11. Mai 2021

Radstreifen sind wieder unterwegs (BNN vom 11.05.2021)

Behinderungen bei der Verkehrsüberwachung melden! 

Radstreifen sind wieder unterwegs  (BNN vom 11.05.2021)


BNN – Mit den steigenden Temperaturen hat auch die Überwachung des Ordnungs- und Bürgeramtes mit sogenannten Radstreifen wieder Fahrt aufgenommen. Hierbei werden neben den Außenbereichen des Stadtgebiets auch vermehrt Schwerpunktkontrollen im Innenstadtbereich durchgeführt. Erfahrungswerte haben gezeigt, dass es in diesen Gebieten zunehmend zu Behinderungen im Bereich der Radwege kommt und die Kontrollen entsprechende Bedeutung haben, wie aus einer Mitteilung des städtischen Pressedienstes hervorgeht. Die Radstreifen werden laut Bürgermeister Albert Käuflein (CDU) seit mehreren Jahren eingesetzt, „um dem Anspruch der Radfahrenden auf eine sichere Nutzung der Radwege gerecht zu werden“.

Auch Bürger können dazu beitragen, die Situation zu verbessern und etwaige Behinderungen für Radfahrer melden. Je nach Tageszeit können Überwachungskräfte dann zielgerichtet an den Einsatzort geschickt werden.

Service

Telefonisch ist die Verkehrsüberwachung innerhalb der regulären Dienstzeiten unter den Nummern 

(07 21) 1 33 39 01, -39 03 und -39 08 zu erreichen. 

Per E-Mail unter der der Adresse: verkehrsueberwachung@oa.karlsruhe.de.

Mittwoch, 5. Mai 2021

Bürger mischen bei der Verkehrsplanung mit (BNN vom 06.05.2021)

Bürger mischen bei der Verkehrsplanung mit  (BNN vom 06.05.2021)


Bürger mischen bei der Verkehrsplanung mit

Arbeitsgruppe Radpolitik im ADFC Karlsruhe ist aktiv wie nie und wird auch zu Radschnellwegen gehört

Von unserem Redaktionsmitglied 

 

Kirsten Etzold

Mittendrin: Joachim Weiß (links) und Johannes Lensch geht es um mehr Raum und gute neue Wege für Radfahrer wie an der Einmündung der Stephanienstraße in den Kaiserplatz. Foto: Jörg Donecker


Wollen Johannes Lensch, 34 Jahre alt, und Joachim Weiß, 51, zeigen, wie ein richtig guter Radweg aussieht, steuern die beiden Karlsruher die Nordseite des Kaiserplatzes an. Dort gibt es für Radfahrer, die aus der Stephanienstraße kommen, eine separate Spur. Eine kleine, spitz zulaufende Verkehrsinsel bei der Baischstraße grenzt Autos, Fußgänger und Radfahrer sauber voneinander ab und macht die Weiterfahrt zum Mühlburger Tor einfach und übersichtlich. Diese Art der Straßengestaltung ist aber noch ein Unikum, in der westlichen City und der Stadt allgemein. 

Oft entspricht das Ergebnis am Ende nicht dem tatsächlichen Bedarf.

Johannes Lensch

 

Arbeitsgruppe Radpolitik

Wir wollen die 

 

Chance nutzen, dass jetzt die Stimmung so gut ist.

Joachim Weiß

 

ADFC-Arbeitsgruppe Radpolitik

Die beiden Karlsruher haben trotz des Altersunterschieds von 17 Jahren viel gemeinsam. Beide besitzen kein eigenes Auto. „Das bedeutet aber nicht Leben ohne Auto, das verwechseln viele“, sagt Lensch. Bei Bedarf sind beide motorisiert mobil als Mitglieder des Carsharing-Anbieters Stadtmobil. Joachim Weiß fährt unter normalen Umständen beruflich extrem viel Bahn. Johannes Lensch hat professionell zu tun mit jeder Art von Verkehr, seien es Busse im hessischen Marburg oder Fußwege in Konstanz am Bodensee.

Ehrenamtlich leiten beide gemeinsam die älteste und größte Arbeitsgruppe des ADFC-Regionalverbands Karlsruhe. Das große Ziel: bessere Bedingungen für Radfahrer in Karlsruhe und dem Umland. „Wir wollen die Chance nutzen, dass jetzt die Stimmung so gut ist“, sagt Weiß. Zum Beispiel knöpft sich die fahrradpolitisch engagierte Gruppe daher die Karlsruher Einzelergebnisse im jüngsten ADFC-Fahrradklimatest vor: „Da muss man genau hinsehen.“

Die Arbeitsgruppe Radpolitik im ADFC Karlsruhe ist aktiv wie nie, auch bei der Planung der Radschnellwege Richtung Ettlingen und Rastatt. Rund zwei Dutzend Aktive nutzen inzwischen ihre bürgerschaftlichen Mitwirkungsrechte intensiv, Tendenz weiter steigend. In Karlsruhe wird die Gruppe regelmäßig beim Regierungspräsidium, der Stadtverwaltung und der Schienenbaugesellschaft Kasig angehört und in Überlegungen einbezogen.

Jetzt setzt sich die Gruppe neue Schwerpunkte. „Wir würden gern eine generelle Verbesserung des Karlsruher Radverkehrsnetzes erreichen und uns nicht nur aufreiben mit Details“, erklärt Weiß. „Wir haben zu viel Verkehr in der Stadt und zu wenig Parkplätze, zu schlechte Luft und zu viel Lärm. Uns fehlt bei den Verantwortlichen oft der Gedanke: Was biete ich den Radfahrern denn an?“

Dass sich die Klimakrise zuspitzt und dass weiter auch in Karlsruhe tödliche Fahrradunfälle passieren, „das wird in Kauf genommen“, kritisiert Weiß und mahnt: „Uns läuft die Zeit weg.“ Die ADFC-Gruppe unterstützt die „Vision Zero“ des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), der eine Null in der Statistik der Verkehrstoten mit Fahrrädern fordert. Enge Zusammenarbeit mit ähnlichen Zielen gibt es auch mit der Fridays-for-Future-Bewegung sowie dem Verein Fossil Free Karlsruhe gegen die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe.

Trotz des Limits, das Ehrenamt nicht überzustrapazieren, haben Lensch und Weiß einen hohen Anspruch. „Wir suchen eine neue Struktur, sodass jeder zufrieden ist und sich keiner langweilt“, erklärt Lensch. Verschiedene Ansichten innerhalb der Arbeitsgruppe gehören dazu, aber das Leiter-Team will das große Ganze stärker in den Mittelpunkt rücken. „Es ist einfacher, über kleinere Themen zu diskutieren. Bei großen Konzepten wissen viele nicht, was davon zu halten ist, und prompt ist so ein Punkt zu schnell abgehakt“, beschreibt Weiß seine Erfahrung nicht nur aus der ADFC-Arbeitsgruppe.

Ein festes Team kümmert sich bereits gezielt um das Radnetz in der Großstadt. Weiß betont: „Wir brauchen Radrouten als Ganzes und nicht 100 Meter, die toll sind, und dann wieder die alten Hürden.“ Ein negatives Beispiel sei die Karlstraße: „Nur ein weißer Strich auf der Fahrbahn, der Radstreifen nicht baulich abgegrenzt, dann endet der Streifen einfach, das ist zu viel Stückwerk.“ Aus Sicht der Arbeitsgruppe positiv sind die Hirschstraße mit Ausnahme des nördlichsten Abschnittes und bald die Kriegsstraße.

Durchgehend, gerade, sicher und auf kürzestem Weg – so müsse Radverkehr rollen, fasst Lensch zusammen. „Wir haben über die Kriegsstraße heiß diskutiert und das Verfahren intensiv begleitet“, erzählt er. Ein Hindernis im internationalen Vergleich sei das deutsche Planungsrecht: „Da dauert es Jahre vom Bebauungsplan bis zum Pinselstrich auf der Straße. Oft entspricht das Ergebnis am Ende nicht dem tatsächlichen Bedarf.“

Inzwischen seien zum Beispiel viel mehr und auch schnellere Fahrräder oder breite Lastenräder unterwegs. Bei dem stolzen Anteil des Radverkehrs in Karlsruhe seien drei Meter Spurbreite nötig, sagt Lensch. Weiß ergänzt: „Dass auch immer mehr Pedelec-Fahrer die bestehenden Radwege nutzen, bedeutet: Wir brauchen mehr und moderne Wege.“ Rauf auf den Gehweg und wieder runter, Umwege, Einmündungen, Wartezeiten und Geruckel – „das fühlt sich an wie Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse, und das in einer Stadt, die fahrradfreundlich sein will.“

Mit Fußgängern sehen sich die politisch engagierten Radfahrer im selben Boot. „Beide werden an den Rand geschoben“, sagt Weiß. Lensch ergänzt: „Fußgänger und Radfahrer bewegen sich aus eigener Kraft fort und nicht nur mit dem Gaspedal.“ Wichtig ist beiden auch eine Kernforderung, die in den ADFC-Statuten verankert ist: Wenn mehr Radwege und Abstellflächen für Fahrräder geschaffen werden, dann nie zulasten der Fußgänger. In Karlsruhe geschehe allerdings genau das, auch direkt im Umfeld der ADFC-Geschäftsstelle in der Welfenstraße.

Service

Wer sich in der Arbeitsgruppe engagieren oder Anregungen geben möchte, kann per E-Mail an karlsruhe@adfc.de Kontakt aufnehmen.