Die Geschichte der
Critical Mass Karlsruhe
(Christa W.)
2011
Die Grüne Hochschulgruppe am Karlsruher Institut für Technologie begann im Oktober 2011, sich für die Critical Mass (CM) einzusetzen. Der Rhythmus: Immer der letzte Freitag im Monat, wurde festgelegt. Trotz regelmäßiger Ausfahrten gelang es nicht immer, genügend Teilnehmer für einen Verband zu finden, denn wenn mehr als 15 Radfahrer eine zusammenhängende Gruppe bilden, können sie nach §27 der StVO als Verband auf der Fahrbahn fahren sowie geschlossen eine Kreuzung oder Ampel überqueren.
Manchmal mussten Radler außerhalb der Gruppe nach Mitradlern gefragt werden, damit die CM als Verband fahren konnte. Trotz aller Bemühungen kam es nach einiger Zeit zur Auflösung.
2015
2015 setzten sich Leute aus unterschiedlichen Gruppen (ADFC, VCD, BUZO, Die Grünen) zusammen, um einen zweiten Versuch zu starten. Die CM sollte diesmal erfolgreich werden. Es wurde gepostet und getwittert, geschrieben und gemailt, gedruckt und geklebt. Die Mühe hat sich gelohnt. Mit 160 Teilnehmern im März 2015 wurden unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen.
Die CM wurde beim Ordnungsamt als „Veranstaltung unter freiem Himmel“ angemeldet. Das hieß, die Polizei begleitete die Gruppe. Aber schon nach der zweiten Tour, begann eine lebhafte und kontroverse Diskussion darüber, wie die CM zukünftig durchgeführt werden sollte. Anmelden oder nicht anmelden? Laut Mehrheitsbeschluss wurde ab Mai 2015 die CM nicht mehr angemeldet.
2016
Die Teilnehmerzahlen der regelmäßig durchgeführten Touren schwankten von 20 - 70 Teilnehmer. Im April 2016 waren wir dann auf über 100 Radler angewachsen. Die Freude war groß, aber die große Gruppe hatte auch ihre Schattenseite, was die Sicherheit betraf.
Während viele Autofahrer unsere Aktion freudig bis geduldig zur Kenntnis nahmen, gab es aber auch die, die ungeduldig und laut hupend auf die Gruppe zufuhren.
Was in Karlsruhe im Vergleich zu anderen Städten erschwerend hinzukommt, sind die vielen Straßenbahnlinien in der Innenstadt. Die Straßenbahnen haben immer Vorfahrt, hier gilt die Sonderregelung eines Verbandes nicht mehr. Diese Tatsache ist den meisten CM-Teilnehmern jedoch nicht bekannt, was eine potenzielle Gefahrenquelle darstellt.
Auch möchte die CM den umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehr nicht behindern.
Durch die Größe der CM im April waren wir auch der Polizei aufgefallen, was zur Folge hatte, dass wir vom Ordnungsamt die Auflage bekamen, die CM als eine „Veranstaltung unter freiem Himmel“ anzumelden.
Am 25.06.2016 wurde in der örtlichen Presse (BNN) mit einem vierspaltigen, Artikel mit dem Titel „In flotter Fahrt über die Ausfallstraße / Radler rollen im Konvoi durch Karlsruhe/ Magischer Wert von 1000 ist übersprungen.
2017
Sicherer fühlten sich nun die Teilnehmer in Begleitung der Polizei. Allerdings wird immer wieder die Bitte geäußert, dass die Ordnungshüter doch auch auf die Fahrräder umsteigen mögen.
Im Mai 2017 erreichten wir die Rekordteilnehmerzahl von über 200 - exakt 200 Jahre nach der ersten Laufradausfahrt von Karl Drais!
Zum Jahresabschluss 2017 betrug die Teilnehmerzahl des gesamten Jahres 1276
2018
Das dreijährige Jubiläum im März fällt auf den Karfreitag. Trotz des Feiertags bei dem auf dem auf das Soundbike verzichtet wurde, nahmen 118 radelnde an der Tour teil.
Am 3.4.18 berichtet die BNN mit Foto: „Kampf um Gleichberechtigung- Critical Mass radelt ins vierte Jahr.“
Das Jahr der Kooperationen:
Im April steht die CM im Zeichen der Europäischen Kulturtage (EKT) mit dem Thema: „Umbrüche Aufbrüche – Gleiche Rechte für alle. Am Ende der Tour konnten wir einen neuen Rekord mit 310 Teilnehmenden zählen.
Zu einer weiteren Kooperation kam es im Juli mit dem Kino „Kurbel“ das zu dem Internationalen Festival des Fahrrad-Films einlud und im September mit dem Verein Freunde für Fremde.
Im August fand der Ausklang der CM im Botanischen Garten des KIT statt, ein legendärer Abend mit über 100 Teilnehmern.
Unser Ziel 2000 Teilnehmer für das Jahr 2018 haben wir mit 2035 erreicht.
2019
Auch im Winter bleiben die Teilnehmerzahlen hoch, trotz 0 Grad im Januar, fanden sich 76 Radlerinnen und Radler auf dem Kronenplatz ein. Die Februar-Tour führte an den bislang beiden einzigen zertifiziert fahrradfreundlichen Betrieben Karlsruhe mit 141 Teilnehmern vorbei.
Mit bisher fast 50 Touren und über 5000 Teilnehmern rollt die CM im März in ihr 5. Jahr.
Die Mai-Tour findet in Kooperation mit dem Karlsruher Klimafrühling statt. Diese bisher längste Tour mit 16 km umrundet den Teil Karlsruhes, in dem im Grunde kein Auto benötigt wird.
Die Maitour mit dem neuen Teilnehmer-Rekord mit 348, findet in Kooperation mit der Stadt Karlsruhe, dem Klimafrühling, statt. Die bisher längste Tour mit 16 km umrundet den Teil Karlsruhe, den wir uns autofrei vorstellen könnten.
Im Juni fährt die CM ein besonders schönes grünes Ziel an, den Botanischen Garten des KIT. Weit über 100 Teilnehmende genossen den Ausklang im Grünen mit Getränken und frischen Brezeln.
Der Fokus liegt im Juli auf für Fahrradfahrende unangenehme und gefährliche Straßen und Kreuzungen.
Im September findet die Critical Mass in der Aktionswoche von FFF statt und führt die CM zu einem neuen Rekord von 708 Teilnehmenden.
Auch der Oktober mit 485 Teilnehmenden war für uns alle eine erfreuliche Überraschung
Die letzte Tour im Jahr endete mit einer Jahresteilnahme von 3422 Radlerinnen und Radlern.
2020
Zur ersten Tour im neuen Jahr werden wir zu einem Umtrunk in die neuen Räumlichkeiten des ADFC eingeladen. Eine gute Gelegenheit sich auszutauschen und zu vernetzten.
Die Februartour hat den Friedrichsplatz als Ziel, um hier auf die Wichtigkeit der dortigen Fahrradstraße für den innerstädtischen Radverkehr hinzuweisen. Die Critical Mass begrüßt die Entscheidung des Gemeinderats, dass die Erbprinzenstraße künftig auch zur Weihnachtszeit für den Fahrradverkehr frei bleibt.
Im März muss die fünfjährige Jubiläumstour zum ersten Mal wegen des CORONA-Virus ausfallen.
2021
Nach sieben monatiger Corona Zwangspause gibt es im Juni einen Neustart der CM.
Die Tour führte mit 380 Teilnehmenden zum Klimacamp im Schlossgarten, wo FFF die Gruppe mit Getränken empfing und mit einem kurzen Redebeitrag über die Klimakrise informierte.
Die Folgetour im Juli war mit 290 Teilnehmende zwar weniger, aber die Tour bekam wegen ihrer entspannten Fahrweise sehr viel positive Resonanz.
Im August muss die Gruppe einen schmerzlichen Verlust verkraften. Thomas Gentner, geb. 1963, verstarb am 17.08.21 bei einem Wanderunfall.
Sein Blog http://ka-radler.blogspot.com war weit über Karlsruhe hinaus bekannt und beliebt.
Die CM begleitete er seit Oktober 2015 und wir konnten uns immer auf ihn verlassen. Er engagierte sich, schaute, wo gibt es was zu verbessern, war immer ein hilfsbereiter und kompetenter Mensch. Den ganzen Nachruf findet ihr unter:
„Er begleitete Karlsruhe auf dem Weg zur Fahrradstadt“ (https://bnn.de/karlsruhe/karlsruhe-stadt/thomas-gentner-gestorben-nachruf-ka-radler-critical-mass-blog-fahrrad)
Im September fällt die CM zusammen mit globalem Klimastreik. Thematisiert wird das Kohlekraftwerk am Rheinhafen. Am Schlossplatz beim Klimacamp angekommen, erläuterte Harry Block in einer kleinen Kundgebung, warum die Verlängerung der Kühlwasserrechte des Dampfkraftwerks RDK7 als Anlass genommen werden sollte, diesen älteren Block abzuschalten.
Ab November 2021 muss die CM wieder bis einschließlich Februar 2022 Corona bedingt ausfallen.
2022
Im März trifft die CM wieder auf den Klimastreik von FFF, das waren ideale Voraussetzungen für eine gute Beteiligung (489). Es war die Auftaktveranstaltung des Fuß- und Radentscheid (FUSSRADKA.DE), der eine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik einfordert.
Das Vorgespräch der April-Tour mit dem Ordnungsamt ergab, dass die Einmündungen von Straßen mit Ordnerinnen und Ordnern der CM abgesichert werden, damit die Autos nicht den CM-Korso unterbrechen oder stören können (Korken). Das Korken wurde bis dahin nicht genehmigt, stellte sich aber als erfolgreiche Methode dar, um die Polizei zu entlasten. Neu ist ebenfalls, dass die Ordnerinnen und Ordner Warnwesten tragen müssen.
Die Tour im April führte mit 265 Teilnehmenden zum Fahrradcampus (KIT) mit der neuen Selbsthilfewerkstatt.
Das Ziel im Mai war Durlach und machte auf die ausbaufähige Fahrradfreundlichkeit in diesem Stadtteil aufmerksam.
Ab Mai 2022 etablierte sich die regelmäßige Ausfahrt der Kidical Mass in Karlsruhe, immer jeden zweiten Sonntag in den Sommermonaten um 15:00 Uhr auf dem Kronenplatz. Wegen Personalmangel bei der Polizei wird die Kidical Mass im Juli nicht von der Polizei begleitet. Aber eine ausreichende Zahl von Ordnerinnen und Ordnern sorgte für die Sicherheit des Korsos.
Die Juni-CM wurde vom Regen überrascht, so das der geplante Ausklang beim Reallabor im Passagenhof ausfallen musste.
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