Donnerstag, 29. Oktober 2020

Informationen aus "Aktiv Radfahren" und Fahrrad-Klima-Test des ADFC

Hier ein Beitrag aus der Zeitschrift "Aktiv Radfahren" 11-12 2020 (Quelle radfahren.de )

Titelverteidiger Karlsruhe vor dem ADFC Fahrradklima-Test 2020


2018 gewinnt Karlsruhe den ADFC Fahrradklima-Test. Und freut sich über eine Auszeichnung sowie Verpflichtung zugleich. Sich selbst und ihren Bürgern gegenüber. Wie ist es im Herbst 2020 um das Radfahren in der Fächerstadt bestellt? Ein Stimmungsbild.
Foto Stadt Karlsruhe


Bis zum 30. November kann noch fleißig abgestimmt werden. Alle zwei Jahre fragt der Fahrradclub ADFC mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) die Radfahrenden in ganz Deutschland, wie es um die Fahrradfreundlichkeit der Städte und Gemeinden bestellt ist. Anschließend werden die Gewinner in verschiedenen Kategorien gekürt- unter anderem in der von 200.000 bis 500.000 Einwohnern. Aktueller Titelträger darin: Die Stadt Karlsruhe. Als „Bestätigung der langjährigen Radverkehrsförderung“ empfand Bürgermeister Daniel Fluhrer die Auszeichnung damals zum Einen, Als Ansporn, beim nächsten mal mit „gut“ statt „befriedigend“ abzuschneiden zum anderen. Seine daraus folgende Marschroute: im Rahmen eines Beteiligungsprozesses das 20-Punkte-Programm zur Radverkehrsförderung in Karlsruhe fortschreiben. So weit, so ambitioniert.
Wie in zahlreichen anderen deutschen Städten macht auch in der Karlsruhe die Aktionsform Critical Mass auf die Rechte von Radfahrern gegenüber dem Autoverkehr aufmerksam. Jeden letzten Freitag im Monat, ab 18 Uhr im losen Verbund durch die Fächerstadt radelnd. Einer der Aktivisten ist Thomas Gentner, der gerade in den zurückliegenden Monaten wieder mehr Engagement seitens der Stadt wahgenommen hat und die bereits gefallenen Entscheidungen zu Radschnellwegen hervorhebt. Die Idee, Parkhäuser als Abstellmöglichkeiten für Fahrräder zu nutzen oder die Zusammenarbeit der Stadt mit dem Experten für Radinfrastruktur Jan Gehl aus Kopenhagen, stimmen den Blogger einerseits zuversichtlich. Anderseits werde in anderen Städten „viel mehr und schneller“ agiert. In lokalen Zeitungen wäre kürzlich berichtet worden, dass in den Ämtern die Kapazitäten, und womöglich auch die Mittel, nicht gegeben seien, vorhandenen Ideen zügig umzusetzen. „Da müsste die Stadt sicher aufstocken“, fordert Gentner im Namen der mehreren hundert regelmäßig an der Critical Mass teilnehmenden Radfahrer.
Dem entgegen hält Oberbürgermeister Frank Mentrup, dass es zumindest eine breite Zustimmung zur Radverkehrsförderung in allen Parteien des Gemeinderates gäbe. Aus der Auszeichnung 2018 habe die Verwaltung vor allem den Auftrag mitgenommen, Radfahrstreifen zukünftig breiter zu planen und zur Diebstahlprävention mehr Fahrradabstellanlagen in der ganzen Stadt, aber vor allem in der Innenstadt, anzubieten. Dringend müssen jedoch die Lücken in vielen der Hauptradrouten geschlossen werden. Es könne nicht sein, dass eine Radroute an einer Kreuzung eine Lücke aufweise, die der Leistungsfähigkeit für Kraftfahrzeuge geschuldet sei, so der 55-Jährige, der als bekennender Fahrradfahrer selbst bei einer Critical Mass anzutreffen war.
Gentner moniert zudem die schlechten Fahrbahnbelägen, unerwartete Hindernissen und katastrophale Ampelschaltungen. Von der Politik wünsche er sich noch mehr Einfluss auf die Polizei. Mit Kontrollen und Sanktionen müssen Gefährdungen durch rücksichtslose Autofahrer endlich wirksam bekämpft werden. Als Beispiele führt er zu enges Auffahren und Überholen mit oftmals überhöhter Geschwindigkeit an. Seiner Wahrnehmung nach sei die Polizei gedanklich noch nicht in einer Fahrradstadt angekommen.
In Oberbürgermeister Mentrup scheinen Karlsruhes Radfahrer aber zumindest einen aussichtsreichen Mitstreiter im Rathaus zu haben. Der von einer Vision spricht, zukünftig ein großer Anteil der täglichen Einpendler mit ihren Zweirädern auf den Radschnellverbindungen am Autostau vorbei nach Karlsruhe hinein radeln sehen zu wollen. Breitere Fahrstreifen will er dort ebenfalls sehen, ohne parkende Autos als Hindernisse. Vor allem wünsche er sich, dass die Radinfrastruktur so sicher werde, dass Unfälle mit schwer verletzten Radelnden trotz mehr Radverkehr deutlich zurückgehe. Dass mittlerweile sogar Friday for Future an Konzepten für aktive Mobilität mitarbeite, freue ihn besonders.
Dass Karlsruhe seinen Titel als fahrradfreundlichste Stadt im Jahr 2020 verteidigen werde, hofft er ebenfalls. Dann aber, dank den aktuell in Überarbeitung befindlichen neuen Fuß- und Radwegprogramm, mit einer „Gut“ statt einer „drei Minus“ wie 2018. 
Foto: Critical Mass Karlsruhe
Im Dialog: Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup und Fahrrad-Aktivisten.









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen