Was mich vor allem erschreckt hat ist, dass die Zahl der verunfallten Radfahrer um satte 9,7 % zugenommen hat, während alle anderen Unfallzahlen stagnierten oder sogar rückläufig waren und dass die meisten Unfälle nicht auf Fremdverschulden zurückzuführen waren, sondern von den Radfahrern selbst verursacht wurden....

Zu den Unfallzahlen noch Gedanken von mir (Cornelius):
Verkehrserziehung, wie es Anke vorschlägt, wird in der Schule ja schon immer gemacht. Hier sollte zusätzlich zur rein technischen Erziehung auch verstärkt darauf eingegangen werden, dass Regeln kein Selbstzweck sind, sondern auf die Gefahren stark hinweisen, wieso es diese Regeln gibt. Im Verkehr geht alles schnell, jeder Verkehrsteilnehmer fährt im wesentlichen in seiner eigenen Welt und da geht es oft schneller, als man denkt und erwartet, dass man auf Kollisionskurs ist. Die Welt ist voller Gefahren, da funktioniert es nur, wenn alle ein Bewusstsein dafür haben und sich das verinnerlichen. Dann entsteht ein Gefühl für den eigenen Schutz und das dürfte nachhaltiger sein, als sich an Regeln zu halten. Denn wer hält sich schon gerne an Regeln, wenn es anders schneller geht. Und ein Unrechtsbewusstsein gibt es in der heutigen Welt eh nicht mehr.
An Schulen lässt sich das wirkungsvoll als Grundgefühl vermitteln. Ich beobachte oft an Ampeln, dass Kinder lauthals darauf hinweisen, wenn Erwachsene bei rot rüber fahren und sich verweigern, den Eltern hinterher zu radeln, wenn sie verkehrswidrig losradeln. Von meinem Patenkind und anderen Kindern wurde ich immer wieder gefragt, warum ich ohne Helm fahre. Ich fahre jetzt prinzipiell mit Helm und vergesse es inzwischen ganz selten.
Erwachsene lassen sich schwer erziehen, besonders jene, die jetzt das Fahrrad (lobenswerterweise) als neue Freiheit entdeckt haben, wie ich in der letzten email beschrieben habe. Umso wichtiger ist ein generelles Gefahrenbewusstsein zu schaffen, man muss immer das ganze Umfeld beobachten und sich damit in die anderen hineinversetzen. Damit erkennt man mögliche Gefahren schneller.


Und hier noch ein Leserbrief in den BNN von mir zum Thema "Nachverdichtung".
Ich konnte einfach nicht stumm bleiben, wenn als Gegenargument angeführt wird, dass man keinen neuen Wohnraum schaffen darf, wenn für die Autos nicht genügend Parkplätze zur Verfügung gestellt werden können. Eine moderne Familie brauche 1 - 2 Stellplätze pro Wohnung.
  14.03.2019

Eine museale Denkweise


Schaffung von neuem bezahlbaren Wohnraum ist eines der vielen drängenden Zukunftsthemen. Wenn etwas knapp ist, dann wird es auch teuer, denn Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis. Die Erde ist kein aufblasbarer Globus, Flächen können nicht beliebig vergrößert werden, also muss nachverdichtet und aufgestockt werden. Alles, was verändert, ist immer bei einem Teil der Bevölkerung umstritten.
Wenn man durch die Waldstadt radelt, ist es irgendwie ein Radeln durch ein Freilichtmuseum der 60er Jahre. Alle Straßen gesäumt von endlosen Reihen parkender Autos und  Garagen. Genau diese müssen jetzt als Gegenargument herhalten, warum in bestehenden Wohngebieten nicht nachverdichtet werden soll. Eine moderne Familie braucht angeblich eher noch mehr Autos für ihre Mobilität, als die, die dort schon wohnen. Man ist aber trotzdem naturbewusst und denkt an die Klimaerwärmung, also keine Tiefgaragen mit Grundwasserabsenkung, oben gibt es keinen Platz für die Autos, also ist neuer Wohnraum nicht möglich. Selbst die Denkweise ist also museal. Verkehrte Welt.
Die meisten Autos fahren vielleicht 2 Stunden am Tag, den Rest stehen sie am Straßenrand oder im Stau. Ein Luxus, dafür soviel Platz bereit zu stellen und lieber keine Wohnungen zu bauen. Realsatire? Oder wirklich ernst gemeint?
Der moderne Mensch ist smart, homo sapiens sagt der Lateiner. In Karlsruhe ist das besonders leicht. Mit öffentlichem Nah- und Fernverkehr kommt man schnell überall hin, mit entsprechenden Fahrrädern fahre ich schnell und günstig auch im ICE überall hin. Wenn ich ein Auto brauche, und das brauche ich immer weniger, gibt es überall Carsharing, diese Autos stehen vielleicht 2 Stunden rum und fahren ansonsten. In ein neues Wohngebiet gehören also neben Wohnprojekten auch eine Station für Carsharing und man braucht nur noch einen Bruchteil an Parkierungsfläche. Aufatmen, man stellt fest, es funktioniert, macht frei, macht Spaß und ist gesund in jeder Hinsicht. Ich spreche aus Erfahrung, man muss es nur machen.
Es gibt ein Recht auf bezahlbares Wohnen aber kein Recht auf eine kostenlose Stellfläche im öffentlichen Raum. Wenn es das gäbe, wüsste ich, wohin man Tiny-Houses stellen könnte :-). Ich bin immer noch überzeugt vom homo sapiens, bin einfach Optimist.