Zu Fahrradstellpätzen und Leserbriefe in den BNN 23.+26.04.2019
Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | KARLSRUHE | 23.04.2019
Radstellplätze in Parkhäusern der City?
Kult-Fraktion will
Konzept weiter entwickeln
Aufbewahrung von
Gepäck ist Thema
BNN – Der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC)
bestätigt aus Sicht der Kult-Fraktion, was Radfahrende in Karlsruhe täglich
erfahren: „Es läuft beim Thema Radverkehr noch nicht alles rund, es quietscht
und knarzt an vielen Ecken.“ Wesentliche Kritikpunkte der Radfahrer an der
städtischen Infrastruktur seien: der Mangel an geeigneten Abstellmöglichkeiten
und die damit verbundene hohe Anzahl von Fahrraddiebstählen.
Im Mai 2015 beantragte Kult, dass die Stadtverwaltung das Konzept für
Fahrradstellplätze im Innenstadtbereich deutlich erweitert. Seitdem habe sich
wenig getan, auch aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Bauarbeiten der
Kombilösung. Doch jetzt scheine die Verwaltung die Kult-Idee nach sicheren
Fahrradabstellplätzen, insbesondere in innerstädtischen Parkhäusern wie in der
Kreuzstraße, anzugehen. Stadtrat Michael Haug (KAL) erläutert: „Zu einer
Fahrrad-Großstadt gehören diebstahlsichere Park- und Unterstellmöglichkeiten
für alle Arten von Fahrrädern, einschließlich Anhänger und dazugehöriges
Gepäck.“ Bei dem anhaltenden Zuwachs des Radverkehrs in Karlsruhe werde dieser
Bedarf noch steigen. Haug erinnert an die stetig wachsende Zahl von
Fahrradgespannen, Lastenrädern oder Pedelecs: „Deren derzeitig noch schwierige
Park- und Abstellsituation bedingen ein erweitertes Fahrradparkplatzkonzept,
vor allem in der Innenstadt.“ Stadtrat Uwe Lancier (Piraten) empfiehlt, bei der
zukünftigen Planung von Fahrradparkplätzen noch stärker die unterschiedlichen
Bedürfnisse der Radfahrer zu berücksichtigen: Alle, die sich länger in der
Stadt aufhalten, bräuchten Parkplätze in Parkhäusern oder in Fahrradboxen.
Lancier sieht gerade bei Berufspendlern und Touristen den Bedarf für
Möglichkeiten zur Gepäckaufbewahrung, wie in der Fahrradstation am Hauptbahnhof
Süd bereits erfolgreich umgesetzt. „Ein Rad hat nun mal keinen abschließbaren
Kofferraum.“ Und die Benutzer eines elektrisch unterstützten Rads bräuchten
Abstellplätze mit Ladegerät. „Es geht uns um sichere und
fahrradfahrerfreundliche Abstellmöglichkeiten. Besonders geeignet sind
Parkhäuser in der Innenstadt, etwa in der Kreuzstraße.“
Die bestehenden Abstellplätze in der Innenstadt sollen aus Sicht von Kult
für den erweiterten Bedarf ausgebaut und deutlich sichtbar ausgewiesen werden.
Auch wegen des wilden Abstellens von Rädern: Besonders in den stark
frequentierten Bereichen sei ein vermehrtes Wildparken zu beobachten. „Den
Radelnden dafür die Schuld zu geben, ist zu simpel: Manches Auto steht im Weg,
wo Parkhäuser zu nutzen beispielsweise zu unbequem schien, aber für Fahrräder
gibt’s eine solche Möglichkeit in Karlsruhe erst gar nicht“, ärgert sich
Lancier. Hier erhofft sich die Fraktion zum einen durch die verstärkte
Zusammenarbeit von Geschäftsleuten und Hausbesitzern und zum anderen durch eine
verbesserte Kennzeichnung der Fahrradparkplätze eine Entspannung zu erreichen.
Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | DIE MEINUNG DER LESER |
23.04.2019
Spitzennote 3,15 begeistert nicht
Ebenfalls zur Fahrradstadt:
Seit über 40 Jahren lege ich alle innerstädtischen Wege mit dem Fahrrad
zurück. Primär von der Weststadt zum Unigelände und zur FH in der Moltkestraße
und seit gut 35 Jahren zu der Arbeitsstelle in der Nähe des Marktplatzes. Auf
diesen Wegen von der Weststadt aus hat sich in dieser gesamten Zeit leider
nicht allzuviel getan, mal abgesehen davon, dass die Sophienstraße Radstraße
wurde und an der Kreuzung Reinhold-Frank-Straße eine Radspur und
Radaufstellflächen auf der Fahrbahn eingezeichnet wurden.
Diese Maßnahmen sind natürlich sehr zu begrüßen, konnten aber mit sehr
geringen finanziellen Mitteln durchgeführt werden. Leider muss ich aber nach
wie vor feststellen, dass sich Radverbindungswege vom Belag her oft in einem
schlechten Zustand befinden. Sehr viel wäre schon gewonnen, wenn in größerem
Maßstab Belagserneuerungen und teilweise geringe Verbreiterungen erfolgen
würden. Aber dann gibt es immer wieder Radwegführungen, die nicht gerade zum
Radfahren einladen. Ich denke da etwa an den Radweg von der Europahalle zum
Weinbrennerplatz. In der Nähe der LBS (Siegfried-Kühn-Straße) sind zwei
90-Grad-Ecken zu fahren, und am Weinbrennerplatz angekommen, verwehrt ein
Absperrgitter an den Straßenbahnschienen komfortables Weiterfahren. Fast
abenteuerlich ist nun der Weg bis zu Radfahrachse Sophienstraße. Liebe Planer,
hier wurde nicht aus Sicht der Radfahrer geplant! Neben den Alltagsfahrten bin
ich Radsportler und immer wieder unglücklich über die Radfahrsituation im
Umland. Radfahren im schönen Albtal, das ist leider Fehlanzeige. Der
Graf-Rhenaweg-Weg eignet sich maximal für Mountainbikes, die Fahrt auf der
stark befahrenen Landstraße nach Bad Herrenalb ist undenkbar, und der parallel
verlaufende Radweg ist vom Zustand für Rennräder undiskutabel!
Das Autoland Baden-Württemberg tut eben wenig für den Radverkehr im Ländle.
Da sieht es in der Pfalz besser aus. Allerdings sind die Radwege bis zur
Rheinbrücke alles andere als begeisternd, mal abgesehen vom Autoverkehr eben
auch vom Belag her. Ja, Karlsruhe tut was für Radfahrer, das ist zu begrüßen
und wurde im ADFC Fahrradklimatest mit einem Spitzenplatz belohnt, aber die Note
3,15 ist nicht wirklich begeisternd.
Martin Fehrle
Karlsruhe-Weststadt
Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | DIE MEINUNG DER LESER |
23.04.2019
Noch ein langer Weg
Zur Fahrradstadt:
Der ADFC stellt die Vergabe sehr kritisch dar, und ich finde es ist
wesentlich schlimmer. Erst wird die Oberwaldbrücke abgerissen und dann die
Ersatzstrecke lebensgefährlich vor Ort umgeleitet. Die Absperrung dort (Brücke
südlich vom Hauptbahnhof über die Südtangente) lässt so wenig Platz, dass
Radler kaum aneinander vorbei kommen und gezwungen werden, im rutschigen
Schlamm zu fahren. Man könnte auch die Absperrung weiter auf dem Rasen
verankern und die Kurve verbreitern.
Scheinbar hat keiner der Zuständigen die Perspektive eines Radlers, auch
wenn es auf meine Rede hin kleine, jedoch nicht ausreichende, Verbesserungen
gab. Weiter geht es mit neuen Gesetzen. Vor zwei Wochen wurde meine Tochter
unter der Unterführung auf der Ettlingerstraße zur Schwarzwaldstraße am Bahnhof
fast von einem sehr schnell fahrenden Kipplaster erfasst. Hier ist der Radweg
auf der Fahrbahn aufgemalt und die Straße recht eng. Der Fahrer des Lkw
realisierte in keiner Weise die Gefahr. Offensichtlich war er sich auch nicht
bewusst, dass sein Fahrzeug bei dieser Geschwindigkeit einen Sog erzeugt und
der Radfahrer zwischen Führerhaus und Kipper gezogen wird. Will ich auf dieser
Strecke sicher fahren, so kann ich nur auf der anderen Straßenseite fahren und
ein Bußgeld und Flensburger Punkte riskieren. Hier besteht dringender
Handlungsbedarf, da wir diesen Weg noch so lange nutzen bis es in ein oder zwei
Jahren wieder eine Oberwaldbrücke gibt. Oder muss erst jemand sterben? Nicht
geklärt ist, wie es sich mit Radfahrer mit nachgewiesener Schwerbehinderung
verhält. Müssen sie auch auf unseren gefährlichen Straßen fahren, obwohl sie
durchaus in der Lage sind, am Straßenverkehr teilzunehmen, wenn die anderen ein
klein wenig Rücksicht nehmen? Es gibt nicht nur Rollstuhl- und Dreiradfahrer,
sondern auch andere, die fähig sind, aber vielleicht schwächere Muskeln haben
und sich daraus Konsequenzen ergeben. Bis zur radfreundlichen Stadt scheint es
noch ein langer Weg zu sein.
Ute Weilandt
Karlsruhe-Wolfartsweier
Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | KARLSRUHE | 26.04.2019
Verbesserungen sind nötig
Zur Radstadt:
Es ist ärgerlich, dass Karlsruhe bundesweit in den Medien fast unisono als
„fahrradfreundlichste Stadt“ dargestellt wird, was ein völlig falsches Bild
ergibt. Richtig ist vielmehr, dass sie die am wenigsten schlechte Wertung unter
den Städten vergleichbarer Größe erhalten hat. Bei den sicherheitsrelevanten
Fragen liegen die Noten zwischen 3,5 und vier. Das kann man wahrlich nicht als
fahrradfreundlich bezeichnen. Selbst auf den Fahrradstraßen, die immerhin
zunehmend eingerichtet werden, ist der Kfz-Verkehr mit 30 Kilometern pro Stunde
(was manche Autofahrer ohnehin nur als unverbindliche Empfehlung betrachten)
zugelassen. Das ist viel zu schnell und führt, wie ich es häufig unter anderem
auf der Hagsfelder Allee erlebe, zu gefährlichen Situationen durch
Überholmanöver. Angemessen wäre eine Höchstgeschwindigkeit von 20. Und es
sollte ein Überholverbot für Kfz gelten, nur so kann ich mich als Radfahrer auf
Fahrradstraßen sicherfühlen. Bei Ampelschaltungen muss sich die Verkehrsbehörde
entscheiden, ob sie mehr Autos oder Fahrräder in der Stadt haben will. Bei
Bedarfsampeln hat sich die Situation für den Radverkehr sogar verschlechtert im
Vergleich zu den zuvor installierten „Bettelampeln“ (Beispiel Überweg
Haltestelle Reitschulschlag). Kam zuvor Grün sechs Sekunden nach dem Drücken,
sind jetzt mit erheblichem Aufwand Sensoren installiert worden, die überprüfen,
ob Kraftfahrzeuge auf die Kreuzung zufahren und nur dann sofort auf „Rot“
schalten, wenn weit und breit kein Auto in Sicht ist. Ansonsten warten
Radfahrer und Fußgänger 30 oder mehr Sekunden. Kein Wunder, dass die
Bedarfsampel nur noch wenig genutzt wird, wie ich täglich beobachte. Viele
Schulkinder, die den Überweg benutzen, häufig im Pulk Rad fahren und vielleicht
dabei weniger aufmerksam sind, werden dadurch unnötig gefährdet. Fazit: Viele
Verbesserungen für den Radverkehr sind fast kostenlos zu haben und sofort zu
realisieren, wenn man wirklich den Radverkehr fördern will.
Curt Schmidt
Stutensee
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