Dienstag, 23. März 2021

Leserbrief zur Auszeichnung von Karlsruhe Fahrrad-Klima-Test des ADFC in den BNN vom 24.03.2021

Leserbrief zur Auszeichnung im Fahrrad-Klima-Test des ADFC in den BNN vom 24.03.2021


Fahrradklima ist nicht überall gut

Heiner Lichti Karlsruhe-Durlach    BNN 24.03.21


Nachholbedarf: Heiner Lichti findet, dass es gerade in Durlach, wie hier in der Badener Straße, für Radfahrer noch zu viele gefährliche Stellen gibt. Dies gebe die Auszeichnung der Stadt beim ADFC-Fahrradklimatest nicht wider.Foto: Jörg Donecker

Zur Auszeichnung Karlsruhes beim Fahrradklimatest des ADFC:

Karlsruhe wurde der Titel der fahrradfreundlichsten Großstadt in der Kategorie der Großstädte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern vor dem Dauerrivalen Münster für das Jahr 2020 verliehen. Die Gesamtnote von 3,07, – also befriedigend – kann man aber nur als außerordentlich mäßig bezeichnen. Einer Vielzahl von Abiturienten wäre mit dieser Benotung der Weg zum Studium versperrt. Eine noch schlechtere Note wäre angemessen gewesen, denn offenbar haben die Juroren nur die Kernstadt beurteilt, nicht aber die Stadtteile, insbesondere nicht den größten von ihnen mit über 30.000 Einwohnern, nämlich Durlach. Dieser Stadtteil besitzt drei große Verkehrsachsen, im Süden die Badener Straße (B3), die Pfinztalstraße und im Norden die Pfinzstraße. Alle führen im wesentlichen parallel von Nordost nach Südwest und erschließen dem Radfahrer den alten Stadtkern.

Man kann keinem Radfahrer empfehlen, die Badener Straße im Bereich Durlach zu benutzen, denn sie ist wegen parkender Autos und des Durchgangsverkehrs einschließlich schwerer Lkw und Omnibusse lebensgefährlich. Einen Radweg gibt es nicht und den an sich ausreichend breiten und von Fußgängern kaum benutzten Fußweg an der Schlossgartenmauer darf man nicht befahren. Die Pfinztalstraße, Haupteinkaufsstraße von Durlach, ist für Fahrradfahrer weitgehend gesperrt, die Fußwege dürfen nur schiebend benutzt werden. Die Straße ist im Übrigen wegen der Straßenbahngleise, die die Straße mit den Straßenbahnwagen und streckenweise auch Autos ausfüllen, ebenfalls hochgefährlich. Auch wachen hier die Ordnungskräfte streng darüber, dass man als Radfahrer nicht die Fußwege benutzt, die allerdings an vielen Stellen ohnehin durch das Garten-Mobiliar der Gastronomie und Eisdielen blockiert sind. Auch die Pfinzstraße ist als Umgehungsstraße stark von Verkehr belastet, weist keinen Radweg auf und ist seit circa zwei Jahren wegen einer Großbaustelle nur einseitig befahrbar. Selbst in einem Spielstraßenabschnitt der Marstallstraße muss man dem Radfahrer anraten, abzusteigen und zu schieben, nicht etwa weil dort Kinder spielten, sondern weil die Fußgänger nicht die beiderseits vorhandenen breiten Fußwege benutzen, da sie mit Handy oder Smartphone am Ohr auf der Straße bummeln oder sie überqueren oder Fußgängergruppen mitten auf der Straße im Plausch versunken sind.

Der einzige mir bekannte Radweg findet sich in der alten Weingartener Straße im Bereich des Turmbergbades, wo außer im Sommer kaum ein Radfahrer hinkommt. Nicht verschweigen will ich den Radweg auf der Durlacher Allee, der den Fahrradverkehr von der westlichen Peripherie Durlachs an die City anbindet, für den innerstädtischen Verkehr allerdings keine Bedeutung hat.

Hätten die AFDC-Juroren auch Durlach näher ins Visier genommen, wäre die Beurteilung wesentlich schlechter ausgefallen. Auch hier wird die Mutter von ihrer großen Tochter wieder einmal stiefmütterlich behandelt.

Zum Schluss wohlgemerkt: Ich bin überwiegend Fußgänger mit Gehstock, meine Frau aber tätigt sämtliche Einkäufe in Durlach und Karlsruhe mit dem Rad.


Meine Anmerkung zum Leserbrief von Heiner Lichti:

Durlach ist zwar die Mutter von Karlsruhe, aber bei diesem Klimatest wurde Durlach nicht stiefmütterlich von der Tochter Karlsruhe oder von Juroren des ADFC behandelt. Entschieden haben nämlich nicht ein Gremium von Juroren sondern ganz unabhängig und unbeeinflusst diejenigen, die mit dem Fahrrad überall im ganzen Stadtgebiet mit allen Stadtteilen, auch in Durlach, unterwegs sind. Das gibt dann natürlich nur ein Gesamtbild über die ganze Stadt und nicht für einzelne Stadtteile. Nach diesen wurde im Fragebogen auch nicht unterschieden. Jetzt geht es für Karlsruhe darum, überall dort besser zu werden, wo es an Qualität mangelt, also auch in Durlach.
(Anmerkung von Cornelius)


Montag, 22. März 2021

ADFC fordert Kommunen nach Fahrradklimatest zum Handeln auf. BNN vom 23.03.2021

ADFC fordert Kommunen nach Fahrradklimatest zum Handeln auf. 


Fördertöpfe sollen geleert werden

Von unserem Redaktionsmitglied 

Ekart Kinkel, BNN 23.03.21


Viel Platz: In Karlsruhe fahren immer mehr Leute Rad. Und die brauchen wie hier bei einer Critical-Mass-Fahrt mehr und breitere Radwege. Archivfoto: Jörg Donecker

Das Karlsruher Radwegenetz kann nach Einschätzung des baden-württembergischen ADFC als Vorbild für andere Kommunen dienen. „Karlsruhe hat in den vergangenen Jahren systematisch eine Infrastruktur für Radfahrer aufgebaut und dafür auch Autofahrbahnen in Radfahrspuren umgewandelt. Das wird von den Radfahrern honoriert“, sagt Gudrun Zühlke. Nach Einschätzung der baden-württembergischen Landesvorsitzenden der Radfahrerinteressenvereinigung war das gute Radwegenetz auch ausschlaggebend für Karlsruhes erfolgreiche Verteidigung des Titels der fahrradfreundlichsten Großstadt Deutschlands.
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Wenn der Klassenbeste eine Drei minus erhält, kann niemand zufrieden sein.
Gudrun Zühlke ADFC
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Allerdings haben auch die Karlsruher Radverkehrsplaner nicht schnell genug auf die stetig wachsende Zahl von Radfahrern in der Stadt reagiert. Zu schmale Radwege und zu wenige Abstellmöglichkeiten haben eine bessere Bewertung verhindert. Beim Fahrradklimatest des ADFC erhielt die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands lediglich die Durchschnittsnote 3,07.

„Wenn der Klassenbeste eine Drei minus erhält, kann eigentlich niemand so richtig zufrieden sein“, so Zühlke. Deshalb sollten die Kommunen die Ergebnisse des Fahrradklimatests ernst nehmen und die Weichen für eine Verbesserung der Fahrradinfrastruktur stellen. Unterdurchschnittliche Noten erhielten fast alle baden-württembergische Städte bei der Ampelschaltung für den Radverkehr oder bei der Verkehrsführung an Baustellen.

Alleine in Baden-Württemberg haben sich über 26.000 Menschen am Klimatest beteiligt. Das war ebenso ein Rekordergebnis wie die 164 Kommunen, die von den Radfahrern bewertet wurden. 2018 schafften es landesweit 108 Kommunen in die Wertung. 2012 waren es nur 43. Außer Karlsruhe gelang allerdings nur Freiburg, Heidelberg, Konstanz und Rutesheim (alle Dritter in ihrer jeweiligen Kategorie) der Sprung aufs Siegertreppchen. „Da ist noch viel Luft nach oben. Denn wenn die Menschen ihre Autos stehen lassen und aufs Rad umsteigen, haben schließlich alle Bürger etwas davon“, so Zühlke. Deshalb sollten die Kommunen zügig handeln. Die Fördertöpfe für den Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur seien prall gefüllt und müssten lediglich abgerufen werden.

Von der Landesregierung fordert der ADFC die Zielvorgaben für die Förderung des Radverkehrs in einem speziellen Gesetz zu bündeln. „Radverkehrsförderung ist ein übergreifendes Thema“, so Zühlke. „Aber in manchen Ministerien findet es immer noch nicht statt“. Das Wirtschaftsministerium etwa müsse sich künftig verstärkt um die Förderung von Radfahrern im Kontext der betrieblichen Mobilität kümmern.


Mittwoch, 17. März 2021

Fahrradstadt Nr. 1 ist Karlsruhe 2021 zum zweiten Mal

Fahrradstadt Nr. 1 ist Karlsruhe 2021 zum zweiten Mal

2019 hat Karlsruhe Münster als Fahrradhauptstadt abgelöst. Das war Ansporn, diesen Platz auch zu verteidigen. Und so stehen wir auch 2021 ganz oben. Mit 2.682, die am Fahrrad-Klima-Test mit gewertet haben, liegt Karlsruhe ebenso an der Spitze. Das zeigt, dass Karlsruhe wirklich eine Fahrradstadt ist. Das dafür die Note 3,07 reichte, also "befriedigend", ist aber auch der Ansporn, dass da noch einige Luft nach oben ist, nicht nur für Karlsruhe sondern vor allem auch für alle anderen Städte. Denn der Notendurchschnitt aller bewerteten Städte mit vergleichbarer Größe lag bei magerem "ausreichend" (4,01).

Hier jetzt der Bericht in den BNN vom 17.03.2021

Radwege hui, Ampeln pfui

BNN 17.03.21
So haben Radler die Stadt bewertet / ADFC sieht bei der Infrastruktur noch viele Baustellen

Von unserem Redaktionsmitglied

 

Ekart Kinkel

Es läuft größtenteils rund: Karlsruhe ist zum zweiten Mal in Folge als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands ausgezeichnet worden. Doch nicht in allen Bereichen geben die Karlsruher Radler der Stadt gute Noten. Foto: Rake Hora

Und der Gewinner ist... Karlsruhe. Zum zweiten Mal in Folge hat sich die Fächerstadt beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (AFDC) den Titel der fahrradfreundlichsten Großstadt Deutschlands gesichert. Das hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz in Berlin verkündet. 

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Es wurden etliche Verbesserungen umgesetzt.
Ulrich Eilmann Vorsitzender ADFC Karlsruhe
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Wie bereits vor zwei Jahren verwies die badische Metropole in der Kategorie der Städte zwischen 200.000 und 500.000Einwohnern den Dauerrivalen Münster auf Platz zwei. Dahinter landete Freiburg. Auch von allen Städten über 100.000 Einwohnern erhielt Karlsruhe von den Radfahrern die besten Noten. 

„In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung gut mit den Radfahrern zusammengearbeitet. Dabei wurden etliche Verbesserungen umgesetzt und das hat sich nun erneut ausgezahlt“, sagt Ulrich Eilmann, Vorsitzender des Karlsruher Kreisverbands des ADFC. Trotzdem ist die erfolgreiche Titelverteidigung für Eilmann kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. „Mit einer Bewertung, die schlechter ist als die Schulnote befriedigend, kann eigentlich niemand ernsthaft zufrieden sein.“ 

Andere Großstädte hätten aber offenbar noch größere Probleme beim Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur und deshalb lag Karlsruhe mit einer Gesamtnote von 3,07 deutlich über dem Durchschnittswert von 4,01 der Städte vergleichbarer Größe. 

Bestnoten erhielten in Karlsruhe die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (1,9) und das Radwegenetz (2,1). Am schlechtesten von den Klimatest-Teilnehmern bewertet wurde die Verkehrsführung an Baustellen (4,1), die vielen geklauten Fahrräder (4,2) und die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (4,3).

Allerdings schnitt Karlsruhe in sämtlichen Kategorien besser ab als der Mittelwert aller 26 Vergleichsstädte. Außerdem wurde Karlsruhe in allen Kategorien ähnlich bewertet wie beim Klimatest 2018, als das Oberzentrum zwischen Schwarzwald und Rhein eine Durchschnittsnote von 3,15 erhielt und sich erstmals mit dem Titel der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands schmücken durfte. Im Vergleich zu 2016, als sich Karlsruhe (3,09) hinter Münster (3,07) noch mit Platz zwei begnügen musste, ist vor allem die Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Fahrradförderung von 3,7 auf 2,8 deutlich gestiegen. 

Beim ersten Fahrradklima-Test 2005 hatte die Fächerstadt mit einer Durchschnittsnote von 3,66 den zehnten Rang belegt. In der darauffolgenden Auflage 2012 gelang mit einer Note von 3,18 hinter Freiburg und Münster erstmals der Sprung aufs Siegertreppchen. 

2014 errang Karlsruhe (3,21) als Zweiter hinter Münster den inoffiziellen Titel der „fahrradfreundlichsten Stadt Süddeutschlands“. 

Herausragend waren 2020 die 2.682Klimatests-Teilnehmer in Karlsruhe. Das waren deutlich mehr als in den Jahren 2018 (1.899) und 2016 (1.384) sowie bei den beiden anderen Podiums-Städten Münster (1.450) und Freiburg (798). „Das zeigt ganz klar, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel in Karlsruhe immer mehr an Bedeutung gewinnt“, betont Eilmann. Deshalb solle die Stadtverwaltung die Bedürfnisse der Radfahrer weiterhin ernst nehmen und mit dem Ausbau einer nachhaltigen Infrastruktur die Weichen für eine Erhöhung des Modal Split sorgen. 

Nachholbedarf besteht nach Einschätzung der Testteilnehmer bei den Themenfeldern Sicherheit (3,6), Komfort (3,5), Ampelschaltungen (3,9) und Abstellanlagen (3,6). „Nur Felgenkiller aufzustellen, hilft aber nicht weiter. Es braucht auch in der Innenstadt Leuchtturmprojekte wie die Abstellanlage am Hauptbahnhof“, fordert Eilmann.

Keine guten Noten gab es außerdem für das Fahren im Mischverkehr (3,6) und die daraus resultierenden Konflikte mit Autofahrern (3,9) und Fußgängern (3,3). „Die Kommunalpolitik hat immer noch massive Probleme damit, den Autoverkehr etwas zu beschneiden“, kritisiert auch Eilmann. Sobald Radler auf schmalen provisorischen Fahrradstreifen neben dem fließenden Autoverkehr fahren müssten, seien Probleme programmiert und Unfälle lediglich eine Frage der Zeit. Selbst die Sophienstraße werde trotz ihrer Ausweisung als Fahrradstraße wegen der vielen fahrenden und parkenden Autos von vielen Radlern als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft. 

Einen Freibrief möchte Eilmann den Radlern allerdings auch in der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands nicht ausstellen. In der Südlichen Waldstraße und rund um den Ludwigsplatz sollen nach seiner Einschätzung nämlich die Fußgänger den Ton angeben. Um den Dauerkonflikt zwischen Fußgängern und Radlern zu entschärfen, schlägt er die Einrichtung einer Radroute über die östliche Sophienstraße und die Herrenstraße auf die Erbprinzenstraße vor. 

2.682

Teilnehmerinnen und Teilnehmer
beteiligten sich 
im vergangenen Jahr in Karlsruhe 
an dem Fahrradklima-Test.


Es hat sich auch das Umland beteiligt. Hier der BNN-Bericht für das Umland, da sieht es sehr durchwachsen aus:

Radler vergeben nicht nur gute Noten

Gemeinden in Baden schneiden beim ADFC-Fahrradklima-Test ganz unterschiedlich ab


Mit dem Rad einmal quer durch die ganze Region: Beim ADFC-Fahrradklima-Test haben die badischen Gemeinden sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Nicht alle erhielten gute Noten.Foto: Rake Hora

Karlsruhe. Für den Enzkreis war es eine Premiere – allerdings nicht unbedingt eine erfreuliche. Zum ersten Mal haben es mit Friolzheim, Remchingen, Mühlacker und Maulbronn gleich vier Enzkreis-Gemeinden in die Auswertung des ADFC-Fahrradklima-Tests geschafft. Ihre Noten geben allerdings wenig Anlass zur Freude.

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Das waren jetzt vier Jahre, in denen kein Meter Radweg gebaut wurde.
Wolfgang Haas ADFC Kreisverband Pforzheim/ Enzkreis

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Alle zwei Jahre ermittelt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) die Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte und Gemeinden. Dafür bewerten die Menschen vor Ort mittels Fragebogen, wie sicher sie sich auf dem Fahrrad fühlen, wie gut die Radwege ausgebaut sind oder wie streng Gemeinden gegen Falschparker vorgehen. Der Test wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die teilnehmenden Gemeinden werden jeweils mit anderen Orten ähnlicher Größe verglichen.

Karlsruhe hat mit 3,07 zum zweiten Mal in Folge die beste Gesamtnote aller Großstädte eingefahren. In der Fläche ist es um die Fahrradfreundlichkeit aber zum Teil deutlich schlechter bestellt.

So ist der Enzkreis zwar zum ersten Mal kein weißer Fleck mehr in der Auswertung, dafür dominiert dort die Farbe Rot. Maulbronn beispielsweise landet mit einer Gesamtnote von 4,28 auf Platz 369 von 418 Gemeinden vergleichbarer Größe. Absolutes Schlusslicht in der Region ist wie bereits in den Vorjahren Pforzheim mit einer Note von 4,61. Im Vergleich zum Test 2018 hat sich die Stadt sogar leicht verschlechtert. Wolfgang Haas, Sprecher des ADFC-Kreisverbands Pforzheim/Enzkreis, ist nicht überrascht: „Das war zu erwarten, nachdem in Pforzheim zuletzt so gut wie gar nichts passiert ist. Das waren jetzt vier Jahre, in denen kein Meter Radweg gebaut wurde.“ Da müsse sich niemand wundern, wenn das unter den Großstädten im Land wieder den letzten Platz bedeutet. Ähnlich sieht die Lage in Bretten aus, der Gemeinde mit dem zweitschlechtesten Ergebnis in der Region. Die Stadt, in der sich erst vor wenigen Monaten eine eigene ADFC-Ortsgruppe gegründet hatte, landete mit einer Note von 4,36 auf Platz 376 von 415 in ihrer Referenzgruppe.

Allerdings ist es das übliche Los kleinerer Gemeinden, deutlich schlechter abzuschneiden als die klassischen Fahrradstädte wie Karlsruhe, Münster oder Bremen. Weil sich in kleinen Orten weniger Menschen an der Umfrage beteiligen, gelten nur die Mittelwerte der größeren Städte als repräsentativ. Jeweils 50 Menschen mussten mindestens mitmachen, damit die kleineren Orte es in die Auswertung schafften. So wurden 418 Gemeinden in das Ranking der Orte mit weniger als 20.000 Einwohnern aufgenommen und 415 in die Liste der Orte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Darunter sind durchaus auch regionale Vorreiter.

So nimmt etwa Stutensee den 15. Platz in der Gruppe der Gemeinden mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern ein. In Baden-Württemberg ist keine Stadt vergleichbarer Größe besser. Direkt dahinter folgt Ettlingen, das sich mit seiner jetzigen Note von 3,28 um einige Nachkommastellen verbessern konnte. Besonders beim Angebot öffentlicher Fahrräder konnte Ettlingen Punkte sammeln. 

Bühl, Kehl, Rheinstetten, Rastatt und Bruchsal landen in dieser Vergleichsgruppe im Mittelfeld. Gaggenau, Achern und Waghäusel finden sich mit Bretten auf den hinteren Plätzen wieder. Achern hat sich im Vergleich zu 2018 sogar deutlich verschlechtert. Aufgrund der geringen Beteiligung der Acherner – insgesamt haben 126 Bürger am Fahrradklima-Test teilgenommen – ließen sich aber nur schwer fundierte Rückschlüsse auf die Radfahrbedingungen der Stadt ziehen, erklärt Oberbürgermeister Klaus Muttach. „Die Stadt Achern wird die Infrastruktur für Radfahrer weiter ausbauen und damit den in den letzten Jahren eingeschlagenen Weg mit dem Bau zahlreicher Radwege fortsetzen“, so Muttach.

In der Gruppe der kleinsten Gemeinden haben Sasbach (3,12) und Ötigheim (3,17) erfolgreich abgeschnitten. Ötigheim ist zum ersten Mal im Ranking vertreten und punktet auf Platz 25 von 418 vor allem mit der Erreichbarkeit im Zentrum und dem zügigen Radfahren.

Walzbachtal landet mit Platz 212 in der kleinsten Ortsgröße lediglich im Mittelfeld der Umfrage, Bürgermeister Timur Özcan begreift das jedoch vor allem als Chance. „Uns gibt das eine wichtige Orientierung und es zeigt, dass wir noch viel Potenzial haben. Die Bedeutung des Radverkehrs wird künftig auch bei uns zunehmen, er ist Teil der Verkehrs- und Klimawende.“

Weit hinten landeten in dieser Vergleichsgruppe Kuppenheim, Malsch und Gernsbach. Am stärksten verschlechtert hat sich Appenweier, das von der Note 3,44 vor zwei Jahren auf jetzt 3,96 abgerutscht ist.

Die Autoren

Julia Weller, Holger Keller, René Ronge, Julian Meier und Gundi Woll.

Rangliste:

Platzierungen in der Region:

200.000 bis 500.000 Einwohner (insgesamt 26 Orte): Karlsruhe 3,07 (Platz 1).

100.000 bis 200.000 Einwohner (insgesamt 41 Orte): Pforzheim 4,61 (Platz 38).

50.000 bis 100.000 Einwohner (insgesamt 110 Orte): Offenburg 3,64 (Platz 19), Baden-Baden 3,93 (Platz 44).

20.000 bis 50.000 Einwohner (insgesamt 415 Orte): Stutensee 3,26 (Platz 15), Ettlingen 3,28 (Platz 16), Bühl 3,47 (Platz 41), Kehl 3,66 (Platz 93), Rheinstetten 3,66 (Platz 95), Rastatt 3,81 (Platz 156), Bruchsal 3,86 (Platz 182), Gaggenau 3,95 (Platz 224), Achern 3,96 (Platz 233), Waghäusel 3,99 (Platz 241), Bretten 4,36 (Platz 376).

Unter 20.000 Einwohner (insgesamt 418 Orte): Sasbach 3,12 (Platz 22), Ötigheim 3,17 (Platz 25), Sinzheim 3,52 (Platz 88), Durmersheim 3,73 (Platz 158), Pfinztal 3,81 (Platz 184), Walzbachtal 3,87 (Platz 212), Friolzheim 3,92 (Platz 235), Bad Schönborn 3,93 (Platz 237), Appenweier 3,96 (Platz 247), Kuppenheim 4,13 (Platz 322), Malsch 4,25 (Platz 359), Gernsbach 4,31 (Platz 376).juwel


Freitag, 12. März 2021

Mehr Fahrradabstellanlagen in der Stadt schaffen ! Pressemeldung der Grünen am 12.03.2021

 Mehr Fahrradabstellanlagen in der Stadt schaffen !

Grüne Fraktion sieht Chance für rasche Umsetzung durch Landesförderung
Die Grüne Fraktion beantragt, fünf bis zehn Prozent der KfZ-Stellplätze in Karlsruhe in Fahrradabstellplätze umzuwandeln.
„Ein Kfz-Stellplatz eröffnet Raum für ca. acht Fahrradstellplätze. Hier kann durch die Umverteilung von wenig Fläche im öffentlichen Raum ein deutlicher Schritt zur Radverkehrsförderung in den Quartieren gemacht werden“, so Aljoscha Löffler, Fraktionsvorsitzender der Grünen. „Wenn die Stadt noch in diesem Jahr eine finanzielle Förderung beantragt, dann finanzieren Land und Bund 90 % der Kosten. Diese Chance darf sich Karlsruhe nicht entgehen lassen.“
Eine rasche Umsetzung ist nicht nur aus Klimaschutzgründen wünschenswert. In vielen Stadtteilen Karlsruhes mit Mehrfamilienhäusern haben die Bürger*innen keine andere Möglichkeit, als ihre Fahrräder auf den Gehwegen abzustellen. Dadurch wird der Erfolg des Fairen Parkens buchstäblich geschmälert, weil die verbleibende Breite auf den Gehwegen nicht mehr der eigentlich geforderten Mindestbreite von 1,60 m entspricht.
„Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwagen sowie sehbehinderte Menschen stellt dies oft vor Probleme“, so Verena Anlauf, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. „Wir fordern daher, dass die Stadt bei der Planung neuer Fahrradabstellplätze Interessensvertreter*innen wie z.B. den Beirat für Menschen mit Behinderung oder das Kinderbüro sowie die Bürger*innen vor Ort einbezieht.“
Mehr Radabstellanlagen fördern nicht nur das Radfahren, sondern reduzieren Konflikte mit Fußgänger*innen und ermöglichen ein komfortables Zu-Fuß-Gehen.