Es war noch drückend heiß um 18 Uhr am Kronenplatz. Der Platz füllte sich. Es folgten die üblichen Anweisungen zum Ablauf, zur Organisation. Die Tour, die vom der "Letzten Generation" organisiert wurde, hatte als Thema die Versorgung von Karlsruhe mit Wärme. Der Plan der Stadt ist ja, fossile Energie, wie Gas, durch Wärmepumpen und Fernwärme zu ersetzen. Nur tut sich hier ein Problem auf. Fernwärme wird in großem Umfang durch die Abwärme des Dampfkraftwerks und die Prozesswärme der Miro erzeugt. Wenn das Ziel ist, weg von fossiler Energie zu kommen, dann fallen diese beiden entscheidenden Quellen unserer Fernwärme weg. Wasserstoff als großer Hoffnungsträger wird nicht in den benötigten Mengen verfügbar sein, auch wenn die Küsten voller Windräder stehen, um den benötigten Strom zu erzeugen. Geothermie ist hier am Oberrhein die Vision, die die Sprecherin der "Letzten Generation" eindringlich propagiert hat. Wobei die Geothermie auch keine schnelle Lösung ist, sie erfordert eine Menge Prüfung des Untergrundes, der Druckverhältnisse, denn der Oberrheingraben ist erdbebengefährdet.
Die Tour war ambitioniert geplant, zunächst raus ganz in den Westen zum Dampfkraftwerk und dann zurück durch die Stadt in den Osten zur ENBW am Ostring. Insgesamt 21 km, die mit einem Schnitt von 17 km/h geradelt werden sollte. Normalerweise hat die Critical Mass einen Schnitt von 12 km/h, sodass jeder mit Familie ohne Stress mit radeln kann. Die Critical Mass ist ein Ereignis für Alle, das ist der Anspruch, das Programm.
So erzeugte es Unmut und Kopfschütteln, als die Teilnehmenden aufgefordert wurden, sich zu überlegen, ob sie diese Geschwindigkeit 2 Stunden lang durchhalten können und lieber in Karlsruhe bleiben sollen, wenn sie das nicht mit "Ja" beantworten können.
Ich war, ehrlich gesagt, entsetzt, Menschen auszuschliessen. Zumal die Organisation bei der letzten CM dafür plädiert hatte, dass die CM so gestaltet sein sollte, dass alle mitradeln können.
Ich war jetzt bei Zählen interessiert, wie sich diese CM auf die Teilnehmer auswirkt.
In der Kronenstraße hatte ich meine erste Zählung, da waren noch 205 dabei.
Als ich dann Richtung Mühlburg unterwegs war und versuchte die CM einzuholen, war dies nahezu unmöglich. Ich schaffte es kaum, das Schlussfahrzeug der Polizeibehörde einzuholen. Mit der Folge, dass der Abstand immer größer wurde, da ich ja jetzt die Verkehrsregeln beachten musste. Unterwegs sammelt ich immer mehr Radler ein und verlor sie auch wieder, die das Tempo nicht mithalten konnten und frustriert waren. An der Vogesenbrücke riss der Kontakt endgültig ab. Die Critical Mass konnte sie ja auf der Fahrbahn überqueren, die das Schlussfahrzeug verpasst haben, mussten über der Radweg des Einkaufszentrums runter und rauf radeln und auf Einkaufende achten. Damit ich den Anschluss wieder finde, habe ich den Weg abgekürzt, indem ich über das Sonnenbad zum Hafen geradelt bin.
Als ich dort den Anschluss wieder gefunden habe, waren von den ursprünglichen 205 noch 183 da, also über 10% mussten aussteigen, weil sie den Anschluss verloren haben.
Wenn ich aus der Oststadt Richtung Westen ins Sonnenbad radle, habe ich als Wegmarke immer den Schornstein des Dampfkraftwerks am Rhein im Auge, die Fahne aus dem Kamin zeigt mir dabei die Windrichtung an.
Ein symbolisches und schönes Bild ergab sich, als wir als wir bei der ENBW in der Durlacher Allee Richtung Westen abbogen. Im Westen begann die Sonne unterzugehen. Der Himmel färbte sich rot. Davor gut sichtbar der Schornstein des Dampfkraftwerkes mit seiner weißen Rauchdampf-Fahne nach Süden. Wir hatten heute Nord-Ost-Wind.
(Cornelius)
Und hier wieder die Stimmung, eingefangen von Michael Krause
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