Die Experimentierphase eines Bündnisses mehrerer Karlsruher Organisationen, die für eine „Verkehrswende“ hin zum Fahrrad werben, ist am Samstag in der Fritz-Erler-Straße fortgesetzt worden. Von 11 bis 15 Uhr wandelte das Aktionsbündnis zur „Priorisierung des Radverkehrs“ die rechte Hälfte der Fahrbahn zwischen Markgrafenstraße und Mendelssohnplatz in einen Pop-up-Radweg um.
An der Kreuzung von Markgrafen- und Fritz-Erler-Straße ist ein Radweg vorhanden – allerdings als Gehweg, den sich die Radler mit Fußgängern teilen. Deshalb plädiert das Bündnis für die Einrichtung einer durchgängigen Radspur.
„Eine dünne Stelle, die eine verwirrende Situation herstellt“, so empfindet die Radfahrerin Alissa Essig das Kreuzen mit den Fußgängern an der Einmündung der Markgrafenstraße. Dort wird die Radspur vom Kronenplatz kommend auf den Gehweg geführt. Kurz darauf folgt noch eine schlecht einzusehende Ein- und Ausfahrt.
Zudem komme es zu gefährlichen Situationen, wenn die Radler am Ende der Radspur beim Nedelssohnplatz wieder auf die Fahrbahn einscheren, gibt Joachim Weiß vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) zu bedenken. „Es geht um die Neuverteilung des zur Verfügung stehenden Platzes, denn die Häuser stehen.“ Seit den Siebzigerjahren sei die Infrastruktur „eher autozentriert.“
Als Reaktion auf die erste Aktion hatte eine Leserbriefschreiberin die Reduzierung der Fahrspuren zugunsten der Fahrräder hingegen kritisch beurteilt. Sie sehe eine „Verbots- und Verdrängungspolitik“ für Autos im Gange.
„Nur durch ordnungspolitische Fahrverbote“ könne eine Änderung herbeigeführt werden und die Radwende in die Gesellschaft getragen werden, meint wiederum Klaus Jochims von Critical Mass. Nach Ansicht von Pawel Bechthold von „Fridays For Future“ wird „die Lenkungswirkung unterschätzt“: Sei erst das Angebot separater Fahrradspuren da, kämen die Radler von selber.
Mathilde Göttel, Stadträtin von Die Linke, findet es einfacher, „über konkrete Vorschläge zu sprechen, so wie sie das Planungsamt vorgelegt hat“. Jedoch kritisiert sie eine „mangelnde Prioritätssetzung beim Tiefbauamt, das die Projekte dann nicht umsetzt“.
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