Freitag, 12. Februar 2021

Mit Rückenwind in die Pedale treten


BNN vom 12.02.2021 

Mit Rückenwind in die Pedale treten

von Elisabet Loris-Quint Karlsruhe-Nordstadt

Wachsende Ansprüche: Der Radverkehr braucht heute eine flächendeckende Infrastruktur, die Qualität hat, findet BNN-Leserin Elisabet Loris-Quint. Die Aufnahme entstand beim Einzeichnen des Radwegs in der Baumeisterstraße in der Südstadt. Archivfoto: Jörg Donecker

Zum ADAC-Mobilitätsbericht und zum Artikel „Karlsruhe ist ganz hinten und ganz vorne dabei“ vom 30. Januar:

Fahrradfahren ist für mich das Fortbewegungsmittel Nummer eins zur Arbeit, zum Einkaufen, in der Freizeit, auf Touren. Nun würde ich die Fahrrad-Situation in Karlsruhe auch gerne so sehen, wie sie in dem ADAC-Mobilitätsbericht zu lesen ist. Ob hier wohl nur Sonntagsradfahrende ihre Urteile fällten?

Ja, wer in Karlsruhe viel mit dem Fahrrad fährt, freut sich häufig sehr, wie schön das ist, fährt aber auch nicht selten auf wundersame Stellen zu, die viele Fragen, oft Verständnislosigkeit und ab und an auch echten Zorn hervorrufen. „Der Verkehr muss ganzheitlich betrachtet werden“, „Auch bei der Verkehrssicherheit ist ein ganzheitliches Konzept vonnöten“, „Alternativen zum Auto müssen attraktiver gemacht werden“ so steht es geschrieben – welch schöne Forderungen – einerseits.

Andererseits stoßen wir auch immer wieder hier in dieser Zeitung auf die verbitterten Stimmungen derer, die zu Fuß gehen, Rad fahren, Auto fahren. Es scheint kein Verständnis der einen für die anderen vorhanden zu sein, und die Ansichten derjenigen, die sich jeweils im Recht wissen, sind wie ein Ping-Pong-Spiel. Wo ist das Verständnis des Miteinanders oder wird es Zeit, die gegensätzlichen Meinungen zum Gehen, Radfahren und Autofahren ernst zu nehmen, sie anzuhören und zu analysieren?

Könnte es eine Chance sein, mit der viel gepriesenen Thematik der Verkehrswende gemeinsame Lösungsansätze zu finden? Noch kommt in Wahrheit nach der ersten freudigen Interpretation des in Gedanken Wollens die Ernüchterung: Assoziiert der Begriff nicht, dass eine nachhaltige Verkehrswende vollzogen werden soll, die schon längst überfällig ist? Auch Karlsruhe hinkt der Zeit hinterher, und die Überlegungen sind naheliegend, wie der Lebensraum Stadt nicht nur heute, sondern besonders morgen aussehen könnte, mit Annehmlichkeiten für alle, die zu Fuß gehen, Rad oder Auto fahren – für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren.

Sicher hat sich in jüngster Zeit schon viel in Karlsruhe in Sachen Radfahren getan. Doch es bleibt die Frage, ob die wachsenden Ansprüche an einen zeitgemäßen Radverkehr mit dem größer werdenden Verlangen nach Komfort ans Radfahren Schritt hält? Oder ist manches, was früher fortschrittlich erschien, heute von gestern? Heute braucht es eine flächendeckende Infrastruktur für den Radverkehr, die Qualität hat und zukunftsfähig ist mit einem hochwertigen Wegenetz. Vielleicht grenzt der Gedanke, dass Karlsruhe ein Fuß- und Fahrradparadies mit sicheren, komfortablen, durchgehenden Verkehrswegen werden könnte, an Träumerei, aber in dem leidigen vergangenem Jahr hat sich gezeigt, was alles geht, was vorher nicht vorstellbar war. Und wir vom ADFC Karlsruhe denken auch daran, was alles mit dem Rad im Verkehr laufen kann – wenn man denn will.

Daher liebe Lesende lasst uns zusammen mit aufmerksamem wachem Blick ein dickes Buch verfassen, in dem die angenehmen und kuriosen Verkehrssituationen in und um Karlsruhe festgehalten werden. Lasst uns liebe Verkehrsplanende die Schönheiten, Gefahrenstellen und Unmöglichkeiten gemeinsam erkunden und erforschen, auch mit den Augen der Kinder und Älteren.

Schreibt uns, liebe bewegungsfreudige Promenierende und Radelnde und verdeutlicht, was für den Fuß- und Radverkehr gut gelöst ist, was besser werden kann, was besser werden muss. Teilt uns – per E-Mail an karlsruhe@adfc-bw.de – Eure Gedanken mit, unterstreicht die Fakten mit Bildmaterial. Wir freuen uns darüber mit Euch gemeinsam Ideen für ein lebenswertes, fuß- und fahrradfreundliches Karlsruhe zu finden.



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