Mittwoch, 17. März 2021

Fahrradstadt Nr. 1 ist Karlsruhe 2021 zum zweiten Mal

Fahrradstadt Nr. 1 ist Karlsruhe 2021 zum zweiten Mal

2019 hat Karlsruhe Münster als Fahrradhauptstadt abgelöst. Das war Ansporn, diesen Platz auch zu verteidigen. Und so stehen wir auch 2021 ganz oben. Mit 2.682, die am Fahrrad-Klima-Test mit gewertet haben, liegt Karlsruhe ebenso an der Spitze. Das zeigt, dass Karlsruhe wirklich eine Fahrradstadt ist. Das dafür die Note 3,07 reichte, also "befriedigend", ist aber auch der Ansporn, dass da noch einige Luft nach oben ist, nicht nur für Karlsruhe sondern vor allem auch für alle anderen Städte. Denn der Notendurchschnitt aller bewerteten Städte mit vergleichbarer Größe lag bei magerem "ausreichend" (4,01).

Hier jetzt der Bericht in den BNN vom 17.03.2021

Radwege hui, Ampeln pfui

BNN 17.03.21
So haben Radler die Stadt bewertet / ADFC sieht bei der Infrastruktur noch viele Baustellen

Von unserem Redaktionsmitglied

 

Ekart Kinkel

Es läuft größtenteils rund: Karlsruhe ist zum zweiten Mal in Folge als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands ausgezeichnet worden. Doch nicht in allen Bereichen geben die Karlsruher Radler der Stadt gute Noten. Foto: Rake Hora

Und der Gewinner ist... Karlsruhe. Zum zweiten Mal in Folge hat sich die Fächerstadt beim Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (AFDC) den Titel der fahrradfreundlichsten Großstadt Deutschlands gesichert. Das hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz in Berlin verkündet. 

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Es wurden etliche Verbesserungen umgesetzt.
Ulrich Eilmann Vorsitzender ADFC Karlsruhe
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Wie bereits vor zwei Jahren verwies die badische Metropole in der Kategorie der Städte zwischen 200.000 und 500.000Einwohnern den Dauerrivalen Münster auf Platz zwei. Dahinter landete Freiburg. Auch von allen Städten über 100.000 Einwohnern erhielt Karlsruhe von den Radfahrern die besten Noten. 

„In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung gut mit den Radfahrern zusammengearbeitet. Dabei wurden etliche Verbesserungen umgesetzt und das hat sich nun erneut ausgezahlt“, sagt Ulrich Eilmann, Vorsitzender des Karlsruher Kreisverbands des ADFC. Trotzdem ist die erfolgreiche Titelverteidigung für Eilmann kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. „Mit einer Bewertung, die schlechter ist als die Schulnote befriedigend, kann eigentlich niemand ernsthaft zufrieden sein.“ 

Andere Großstädte hätten aber offenbar noch größere Probleme beim Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur und deshalb lag Karlsruhe mit einer Gesamtnote von 3,07 deutlich über dem Durchschnittswert von 4,01 der Städte vergleichbarer Größe. 

Bestnoten erhielten in Karlsruhe die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (1,9) und das Radwegenetz (2,1). Am schlechtesten von den Klimatest-Teilnehmern bewertet wurde die Verkehrsführung an Baustellen (4,1), die vielen geklauten Fahrräder (4,2) und die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (4,3).

Allerdings schnitt Karlsruhe in sämtlichen Kategorien besser ab als der Mittelwert aller 26 Vergleichsstädte. Außerdem wurde Karlsruhe in allen Kategorien ähnlich bewertet wie beim Klimatest 2018, als das Oberzentrum zwischen Schwarzwald und Rhein eine Durchschnittsnote von 3,15 erhielt und sich erstmals mit dem Titel der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands schmücken durfte. Im Vergleich zu 2016, als sich Karlsruhe (3,09) hinter Münster (3,07) noch mit Platz zwei begnügen musste, ist vor allem die Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Fahrradförderung von 3,7 auf 2,8 deutlich gestiegen. 

Beim ersten Fahrradklima-Test 2005 hatte die Fächerstadt mit einer Durchschnittsnote von 3,66 den zehnten Rang belegt. In der darauffolgenden Auflage 2012 gelang mit einer Note von 3,18 hinter Freiburg und Münster erstmals der Sprung aufs Siegertreppchen. 

2014 errang Karlsruhe (3,21) als Zweiter hinter Münster den inoffiziellen Titel der „fahrradfreundlichsten Stadt Süddeutschlands“. 

Herausragend waren 2020 die 2.682Klimatests-Teilnehmer in Karlsruhe. Das waren deutlich mehr als in den Jahren 2018 (1.899) und 2016 (1.384) sowie bei den beiden anderen Podiums-Städten Münster (1.450) und Freiburg (798). „Das zeigt ganz klar, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel in Karlsruhe immer mehr an Bedeutung gewinnt“, betont Eilmann. Deshalb solle die Stadtverwaltung die Bedürfnisse der Radfahrer weiterhin ernst nehmen und mit dem Ausbau einer nachhaltigen Infrastruktur die Weichen für eine Erhöhung des Modal Split sorgen. 

Nachholbedarf besteht nach Einschätzung der Testteilnehmer bei den Themenfeldern Sicherheit (3,6), Komfort (3,5), Ampelschaltungen (3,9) und Abstellanlagen (3,6). „Nur Felgenkiller aufzustellen, hilft aber nicht weiter. Es braucht auch in der Innenstadt Leuchtturmprojekte wie die Abstellanlage am Hauptbahnhof“, fordert Eilmann.

Keine guten Noten gab es außerdem für das Fahren im Mischverkehr (3,6) und die daraus resultierenden Konflikte mit Autofahrern (3,9) und Fußgängern (3,3). „Die Kommunalpolitik hat immer noch massive Probleme damit, den Autoverkehr etwas zu beschneiden“, kritisiert auch Eilmann. Sobald Radler auf schmalen provisorischen Fahrradstreifen neben dem fließenden Autoverkehr fahren müssten, seien Probleme programmiert und Unfälle lediglich eine Frage der Zeit. Selbst die Sophienstraße werde trotz ihrer Ausweisung als Fahrradstraße wegen der vielen fahrenden und parkenden Autos von vielen Radlern als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft. 

Einen Freibrief möchte Eilmann den Radlern allerdings auch in der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands nicht ausstellen. In der Südlichen Waldstraße und rund um den Ludwigsplatz sollen nach seiner Einschätzung nämlich die Fußgänger den Ton angeben. Um den Dauerkonflikt zwischen Fußgängern und Radlern zu entschärfen, schlägt er die Einrichtung einer Radroute über die östliche Sophienstraße und die Herrenstraße auf die Erbprinzenstraße vor. 

2.682

Teilnehmerinnen und Teilnehmer
beteiligten sich 
im vergangenen Jahr in Karlsruhe 
an dem Fahrradklima-Test.


Es hat sich auch das Umland beteiligt. Hier der BNN-Bericht für das Umland, da sieht es sehr durchwachsen aus:

Radler vergeben nicht nur gute Noten

Gemeinden in Baden schneiden beim ADFC-Fahrradklima-Test ganz unterschiedlich ab


Mit dem Rad einmal quer durch die ganze Region: Beim ADFC-Fahrradklima-Test haben die badischen Gemeinden sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Nicht alle erhielten gute Noten.Foto: Rake Hora

Karlsruhe. Für den Enzkreis war es eine Premiere – allerdings nicht unbedingt eine erfreuliche. Zum ersten Mal haben es mit Friolzheim, Remchingen, Mühlacker und Maulbronn gleich vier Enzkreis-Gemeinden in die Auswertung des ADFC-Fahrradklima-Tests geschafft. Ihre Noten geben allerdings wenig Anlass zur Freude.

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Das waren jetzt vier Jahre, in denen kein Meter Radweg gebaut wurde.
Wolfgang Haas ADFC Kreisverband Pforzheim/ Enzkreis

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Alle zwei Jahre ermittelt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) die Fahrradfreundlichkeit der deutschen Städte und Gemeinden. Dafür bewerten die Menschen vor Ort mittels Fragebogen, wie sicher sie sich auf dem Fahrrad fühlen, wie gut die Radwege ausgebaut sind oder wie streng Gemeinden gegen Falschparker vorgehen. Der Test wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die teilnehmenden Gemeinden werden jeweils mit anderen Orten ähnlicher Größe verglichen.

Karlsruhe hat mit 3,07 zum zweiten Mal in Folge die beste Gesamtnote aller Großstädte eingefahren. In der Fläche ist es um die Fahrradfreundlichkeit aber zum Teil deutlich schlechter bestellt.

So ist der Enzkreis zwar zum ersten Mal kein weißer Fleck mehr in der Auswertung, dafür dominiert dort die Farbe Rot. Maulbronn beispielsweise landet mit einer Gesamtnote von 4,28 auf Platz 369 von 418 Gemeinden vergleichbarer Größe. Absolutes Schlusslicht in der Region ist wie bereits in den Vorjahren Pforzheim mit einer Note von 4,61. Im Vergleich zum Test 2018 hat sich die Stadt sogar leicht verschlechtert. Wolfgang Haas, Sprecher des ADFC-Kreisverbands Pforzheim/Enzkreis, ist nicht überrascht: „Das war zu erwarten, nachdem in Pforzheim zuletzt so gut wie gar nichts passiert ist. Das waren jetzt vier Jahre, in denen kein Meter Radweg gebaut wurde.“ Da müsse sich niemand wundern, wenn das unter den Großstädten im Land wieder den letzten Platz bedeutet. Ähnlich sieht die Lage in Bretten aus, der Gemeinde mit dem zweitschlechtesten Ergebnis in der Region. Die Stadt, in der sich erst vor wenigen Monaten eine eigene ADFC-Ortsgruppe gegründet hatte, landete mit einer Note von 4,36 auf Platz 376 von 415 in ihrer Referenzgruppe.

Allerdings ist es das übliche Los kleinerer Gemeinden, deutlich schlechter abzuschneiden als die klassischen Fahrradstädte wie Karlsruhe, Münster oder Bremen. Weil sich in kleinen Orten weniger Menschen an der Umfrage beteiligen, gelten nur die Mittelwerte der größeren Städte als repräsentativ. Jeweils 50 Menschen mussten mindestens mitmachen, damit die kleineren Orte es in die Auswertung schafften. So wurden 418 Gemeinden in das Ranking der Orte mit weniger als 20.000 Einwohnern aufgenommen und 415 in die Liste der Orte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern. Darunter sind durchaus auch regionale Vorreiter.

So nimmt etwa Stutensee den 15. Platz in der Gruppe der Gemeinden mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern ein. In Baden-Württemberg ist keine Stadt vergleichbarer Größe besser. Direkt dahinter folgt Ettlingen, das sich mit seiner jetzigen Note von 3,28 um einige Nachkommastellen verbessern konnte. Besonders beim Angebot öffentlicher Fahrräder konnte Ettlingen Punkte sammeln. 

Bühl, Kehl, Rheinstetten, Rastatt und Bruchsal landen in dieser Vergleichsgruppe im Mittelfeld. Gaggenau, Achern und Waghäusel finden sich mit Bretten auf den hinteren Plätzen wieder. Achern hat sich im Vergleich zu 2018 sogar deutlich verschlechtert. Aufgrund der geringen Beteiligung der Acherner – insgesamt haben 126 Bürger am Fahrradklima-Test teilgenommen – ließen sich aber nur schwer fundierte Rückschlüsse auf die Radfahrbedingungen der Stadt ziehen, erklärt Oberbürgermeister Klaus Muttach. „Die Stadt Achern wird die Infrastruktur für Radfahrer weiter ausbauen und damit den in den letzten Jahren eingeschlagenen Weg mit dem Bau zahlreicher Radwege fortsetzen“, so Muttach.

In der Gruppe der kleinsten Gemeinden haben Sasbach (3,12) und Ötigheim (3,17) erfolgreich abgeschnitten. Ötigheim ist zum ersten Mal im Ranking vertreten und punktet auf Platz 25 von 418 vor allem mit der Erreichbarkeit im Zentrum und dem zügigen Radfahren.

Walzbachtal landet mit Platz 212 in der kleinsten Ortsgröße lediglich im Mittelfeld der Umfrage, Bürgermeister Timur Özcan begreift das jedoch vor allem als Chance. „Uns gibt das eine wichtige Orientierung und es zeigt, dass wir noch viel Potenzial haben. Die Bedeutung des Radverkehrs wird künftig auch bei uns zunehmen, er ist Teil der Verkehrs- und Klimawende.“

Weit hinten landeten in dieser Vergleichsgruppe Kuppenheim, Malsch und Gernsbach. Am stärksten verschlechtert hat sich Appenweier, das von der Note 3,44 vor zwei Jahren auf jetzt 3,96 abgerutscht ist.

Die Autoren

Julia Weller, Holger Keller, René Ronge, Julian Meier und Gundi Woll.

Rangliste:

Platzierungen in der Region:

200.000 bis 500.000 Einwohner (insgesamt 26 Orte): Karlsruhe 3,07 (Platz 1).

100.000 bis 200.000 Einwohner (insgesamt 41 Orte): Pforzheim 4,61 (Platz 38).

50.000 bis 100.000 Einwohner (insgesamt 110 Orte): Offenburg 3,64 (Platz 19), Baden-Baden 3,93 (Platz 44).

20.000 bis 50.000 Einwohner (insgesamt 415 Orte): Stutensee 3,26 (Platz 15), Ettlingen 3,28 (Platz 16), Bühl 3,47 (Platz 41), Kehl 3,66 (Platz 93), Rheinstetten 3,66 (Platz 95), Rastatt 3,81 (Platz 156), Bruchsal 3,86 (Platz 182), Gaggenau 3,95 (Platz 224), Achern 3,96 (Platz 233), Waghäusel 3,99 (Platz 241), Bretten 4,36 (Platz 376).

Unter 20.000 Einwohner (insgesamt 418 Orte): Sasbach 3,12 (Platz 22), Ötigheim 3,17 (Platz 25), Sinzheim 3,52 (Platz 88), Durmersheim 3,73 (Platz 158), Pfinztal 3,81 (Platz 184), Walzbachtal 3,87 (Platz 212), Friolzheim 3,92 (Platz 235), Bad Schönborn 3,93 (Platz 237), Appenweier 3,96 (Platz 247), Kuppenheim 4,13 (Platz 322), Malsch 4,25 (Platz 359), Gernsbach 4,31 (Platz 376).juwel


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